PTBS: Trihexyphenidyl reduziert Flashbacks und Alpträume

Studie: Das Anticholinergikum Trihexyphenidyl ist hochwirksam bei der Behandlung von Albträumen und Flashbacks bei posttraumatischer Belastungsstörung

07.07.2021 Eine Gruppe japanischer Forscher vom Sogo PTSD Institute, Medical Corporation Sogokai, Japan, unter der Leitung von Dr. Masanobu Sogo scheint einen Durchbruch in der PTBS-Behandlung erzielt zu haben. Sie haben ein Medikament namens Trihexyphenidyl benutzt, das die Flashbacks und Alpträume von PTBS-Patienten (PTBS: Posttraumatische Belastungsstörung) deutlich reduzieren konnte, berichtet eine in Brain and Behavior veröffentlichte Studie.

Der Wirkstoff; Wirkweise

Trihexyphenidyl ist ein zentrales Anticholinergikum, das zur Behandlung von Erkrankungen wie Parkinsonismus und zur Linderung verschiedener Nebenwirkungen von Medikamenten, die auf das zentrale Nervensystem (ZNS) wirken, eingesetzt wird. Es wirkt durch Blockierung der Aktivität des Neurotransmitters Acetylcholin im ZNS. Interessanterweise ist es seit etwa 66 Jahren für den therapeutischen Einsatz verfügbar.

Was also inspirierte die Forscher, dieses Medikament aufzugreifen? Im Jahr 2009 stießen sie auf einen Patienten, der neun Jahre lang unter schweren PTBS-bedingten Flashbacks und Albträumen litt, bei dem in einem anderen Krankenhaus eine bakterielle Diarrhöe diagnostiziert wurde und der eine Tropfinfusion mit Antibiotika und Scopolaminbutylbromid (SB) erhielt, einem peripheren Anticholinergikum, das die Blut-Hirn-Schranke (BHS, Penetrationsrate 0,01 %) nicht überwindet. Zwanzig Minuten nach der Infusion verschwanden die Flashbacks des Patienten vollständig.

Da SB ein „peripheres“ Anticholinergikum ist, sollte es nicht in der Lage sein, die BHS zu überwinden, aber es ist wahrscheinlich, dass sich das Gehirn des Patienten aufgrund der PTBS in einem Zustand starker Erregung befand. Es gibt acht Acetylcholin-Basalganglien im Gehirn, von denen der größte, der Meynert-Kern, eng mit der Durchlässigkeit der BHS verbunden ist. Die Forscher stellten die Hypothese auf, dass aufgrund der abnormalen Erregung der Meynert-Basalganglien SB in das Gehirn eindringt und die anticholinerge Wirkung aktiviert, um die abnormale Acetylcholin-Sekretion der Acetylcholin-Gedächtnis-bezogenen Schaltkreise zu unterdrücken, die sich auf die Meynert-Basalganglien konzentrieren, wodurch die Flashbacks beseitigt werden.

Aus dieser wertvollen klinischen Erfahrung schlossen sie, dass PTBS durch einen auf Meynert zentrierten Acetylcholin-Gedächtnis-Schaltkreis erzeugt wird. Auf dieser Grundlage überlegten Dr. Sogo und sein Team den Einsatz eines zentralen Anticholinergikums: Trihexyphenidyl.

Wundermittel gegen Albträume und Flashbacks bei PTBS?

In der aktuellen Studie wurde Trihexyphenidyl bei 34 Patienten mit PTBS eingesetzt, die zuvor mehrere Jahre lang ohne therapeutischen Nutzen psychiatrisch behandelt worden waren, und dessen Wirkung durch Interviews ermittelt.

Signifikante 88 % der untersuchten Patienten berichteten über leichte bis keine PTBS-bedingten Albträume. Weiterhin berichteten 79 % der Patienten über eine ähnliche Reaktion bei PTBS-bedingten Flashbacks. Trihexyphenidyl zeigte Wirksamkeit und einen schnellen Wirkungseintritt (1-2 Tage) bei der Behandlung von PTBS-bezogenen Albträumen und Flashbacks. Offensichtlich ist Trihexyphenidyl das Wundermittel gegen PTBS, schreiben die Studienautoren

Während weitere Studien erforderlich sind, um den Mechanismus bei der Behandlung von PTBS zu belegen, wäre die Wiederverwendung von Trihexyphenidyl zur Behandlung von PTBS eine vielversprechende Wende, da das Medikament kostengünstig ist und keine unerwünschten Wirkungen hat, sagen die Wissenschaftler. Mit der Entdeckung von Trihexyphenidyl gibt es Hoffnung für PTBS-Patienten.

© arznei-news.de – Quellenangabe: Brain and Behavior – https://doi.org/10.1002/brb3.2147

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