Tetrahydrocannabinol (THC) gegen Schmerzen

Medizinisches Marihuana lindert chronische Schmerzen, indem es die Gehirnverbindungen verändert

06.09.2018 Wenn medizinisches Marihuana gegen chronische Nervenschmerzen eingenommen wird, kann es eine Schmerzlinderung durch die Verringerung der Verbindungen zwischen den Gehirnbereichen, die Emotionen und sensorische Signale verarbeiten, bewirken, laut einer in Neurology veröffentlichten Studie.

Chronische radikuläre Schmerzen

Die Arbeit betrachtete insbesondere den radikulären Schmerz, eine Art von Nervenschmerz, der von der Wirbelsäule in die Beine ausstrahlt. Die Ischialgie ist eine weit verbreitete Form des radikulären Schmerzsyndroms.

Die in dieser Studie untersuchte Marihuana-Komponente war Tetrahydrocannabinol (THC), eines der vielen Cannabinoide, die in Marihuana vorkommen und das am häufigsten mit dem ‚High‘ durch Marihuana-Produkte in Verbindung gebracht wird.

An der Studie nahmen 15 Männer mit chronischen radikulären Nervenschmerzen in einem Durchschnittsalter von 33 Jahren teil. Frauen waren ausgeschlossen, da Hormonschwankungen während der Menstruation die Schmerzsensitivität beeinträchtigen können. Alle Teilnehmer hatten über ein halbes Jahr lang mittlere bis hohe radikuläre Schmerzen.

Vor der Behandlung bewerteten die Teilnehmer ihre Schmerzbelastung und ließen das Gehirn mit funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) scannen, um die Verknüpfungen zwischen verschiedenen Gehirnbereichen zu untersuchen. Die Teilnehmer erhielten dann eine THC-Behandlung.

THC reduzierte die Schmerzbelastung

Für den ersten Termin erhielten neun Teilnehmer durchschnittlich 15 Milligramm THC-Öl unter der Zunge und sechs Teilnehmer Placebo-Öl. Eine Stunde nach der Behandlung wurden die Teilnehmer erneut befragt und etwa zwei Stunden nach der Behandlung ein erneuter Hirnscan durchgeführt.

Mindestens eine Woche später kehrten die Teilnehmer zu einem zweiten Termin zurück und die, die das Placebo hatten, erhielten nun die Behandlung und umgekehrt.

Die Forscher fanden heraus, dass Tetrahydrocannabinol die Schmerzen im Vergleich zu Plazebo reduziert. Auf einer Skala von Null bis 100 bewerteten die Teilnehmer vor der Einnahme des Medikaments im Durchschnitt ihr Schmerzniveau mit 53. Nach der Einnahme von THC-Öl bewerteten sie ihre Schmerzen mit durchschnittlich 35 im Vergleich zu durchschnittlich 43 bei den Teilnehmern, denen das Placebo verabreicht wurde.

Reduktion der Verbindungen im Gehirn

Darüber hinaus konnte festgestellt werden: Je stärker die Schmerzlinderung war, desto größer war die Reduktion der Verbindungen zwischen den Bereichen des Gehirns, die an der Verarbeitung von Schmerzen beteiligt sind.

Interessanterweise zeigten die Ergebnisse auch: Je stärker die Bereiche des Gehirns, die Emotionen und Sinneswahrnehmungen verarbeiten, miteinander verbunden sind, desto größer ist die Schmerzlinderung bei der Einnahme von THC, sagte Sharon. Größere Studien sind notwendig, um die Ergebnisse zu bestätigen.

Die Einschränkung der Studie besteht darin, dass Frauen ausgeschlossen wurden und die Teilnehmerzahl gering war. Auch untersuchte diese Studie nur Tetrahydrocannabinol. Zukünftige Studien sollten untersuchen, wie andere Komponenten der Marihuanapflanze, wie Cannabidiol, zur Schmerzlinderung in Kombination mit THC nützlich sein können, schließen die Studienautoren.
© arznei-news.de – Quellenangabe: Neurology – 

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