Voretigen Neparvovec (Luxturna)

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FDA genehmigt neuartige Gentherapie zur Behandlung von Patienten mit einer seltenen Form des erblichen Sehverlustes

19.12.2017 Die U.S. Food and Drug Administration hat heute Luxturna (Voretigen-Neparvovec-rzyl), eine neue Gentherapie, zur Behandlung von Kindern und erwachsenen Patienten mit einer vererbten Form des Sehverlustes, die zu Blindheit führen kann, zugelassen.

Luxturna ist die erste in den USA zugelassene, direkt verabreichte Gentherapie, die auf eine Krankheit abzielt, die durch Mutationen in einem bestimmten Gen hervorgerufen wird.

Voretigen-Neparvovec ist für die Behandlung von Patienten mit Netzhautdystrophie durch bestätigte RPE65-Mutation zugelassen, die zu Sehkraftverlust führt und bei bestimmten Patienten zu völliger Erblindung führen kann.

Wirkweise

Das Gentherapeutikum liefert eine normale Kopie des RPE65-Gens direkt an die Netzhautzellen. Diese Netzhautzellen produzieren dann das normale Protein, das Licht in ein elektrisches Signal in der Netzhaut umwandelt, um den Sehverlust des Patienten wiederherzustellen. Luxturna verwendet ein natürlich vorkommendes Adeno-assoziiertes Virus, das mit Hilfe rekombinanter DNA-Techniken modifiziert wurde, als Vehikel, um das normale menschliche RPE65-Gen an die Netzhautzellen zu liefern, und das Sehvermögen wiederherzustellen.

Wirksamkeit

Die Sicherheit und Wirksamkeit wurde in einem klinischen Entwicklungsprogramm mit insgesamt 41 Patienten im Alter von 4 bis 44 Jahren nachgewiesen. Alle Teilnehmer hatten bestätigte RPE65 Mutationen.

Der primäre Nachweis der Wirksamkeit von Voretigen-Neparvovec basierte auf einer Phase-3-Studie mit 31 Teilnehmern, in der die Veränderung der Fähigkeit (über ein Jahr) eines Probanden, einen Hindernisparcours bei verschiedenen Lichtverhältnissen zu bewältigen, gemessen wurde. Die Patienten, die Luxturna erhielten, zeigten signifikante Verbesserungen in ihrer Fähigkeit, den Hindernisparcours bei schwachen Lichtverhältnissen zu absolvieren, im Vergleich zur Kontrollgruppe.

Nebenwirkungen

Die häufigsten Nebenwirkungen der Behandlung mit Luxturna waren Augenrötung (Bindehaut-Hyperämie), Katarakt, erhöhter Augeninnendruck und Netzhautriss.
© arznei-news.de – Quelle: FDA, Dez. 2017

EU: Erbliche retinale Dystrophie – CHMP-Zulassungsempfehlung

21.09.2018 Der Ausschuss für Humanarzneimittel der Europäischen Zulassungsbehörde (CHMP) empfiehlt die Zulassung von Luxturna (aktive Substanz ist Voretigen-Neparvovec) der Firma Spark Therapeutics Ireland Ltd als Konzentrat (5 x 1012 Vektorgenome/ml) und Lösungsmittel für Injektionslösung für die Behandlung von erblicher retinaler Dystrophie verursacht durch biallele RPE65-Mutationen.

Wirkstoff

Der Wirkstoff ist Voretigen Neparvovec, ein Gentransfervektor, der das mutierte Gen in Netzhautzellen ersetzt.

Der Nutzen von Luxturna ist dessen Fähigkeit, die Nachtsicht zu verbessern.

Die häufigsten Nebenwirkungen sind Bindehautüberempfindlichkeit, Katarakt und erhöhter Augeninnendruck.

Indikation

Die vollständige Indikation bei Zulassung wäre: Luxturna ist für die Behandlung von erwachsenen und pädiatrischen Patienten mit Sehverlust aufgrund von vererbter Netzhautdystrophie durch bestätigte biallelische RPE65-Mutationen indiziert, die über genügend lebensfähige Netzhautzellen verfügen.

Studien zu Wirksamkeit, Sicherheit

Luxturna wurde an 41 Patienten untersucht. In der wichtigsten klinischen Studie, die die Zulassung von Luxturna unterstützte, zeigten die mit dem Medikament behandelten Patienten nach einem Jahr eine signifikante Verbesserung des Nachtsehens, eines der typischen Symptome der Erkrankung, während in der Kontrollgruppe keine Verbesserung zu verzeichnen war.

Angesichts der Neuartigkeit der Behandlung und der begrenzten Anzahl von behandelten Patienten verlangt der CHMP vom Unternehmen, dass es die langfristige Betreuung der Patienten sicherstellt, um die anhaltende Wirksamkeit und Sicherheit von Luxturna zu bestätigen.

Es wurden Folgeuntersuchungen vereinbart, darunter eine Sicherheitsstudie nach der Zulassung (PASS) auf der Grundlage eines Krankheitsverzeichnisses bei Patienten mit Sehverlust aufgrund vererbter Netzhautdystrophie infolge bestätigter bialleolischer RPE65-Mutationen sowie ein 15-jähriges Folgeprogramm mit Wirksamkeit und Sicherheitsergebnissen für alle im Rahmen des klinischen Programms behandelten Patienten.
© arznei-news.de – Quelle: EMA

Aus der Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels der Europäischen Kommission:

Indikation / Anwendung / Krankheiten

Luxturna wird angewendet für die Behandlung von Erwachsenen und Kindern mit Sehverlust aufgrund einer erblichen Netzhautdystrophie, die durch Mutationen im RPE65-Gen verursacht ist. Diese Mutationen verhindern, dass der Körper ein Protein bildet, welches für die Sehkraft notwendig ist, und führen somit zum Verlust des Sehvermögens und möglicherweise zur Erblindung.

Luxturna wird Ihnen nur dann verabreicht, wenn ein Gentest bestätigt hat, dass Ihr Sehverlust durch Mutationen im RPE65-Gen verursacht ist.

Wirkstoff / Wirkung / Wirkmechanismus / Wirkweise

Der Wirkstoff von Luxturna, Voretigen Neparvovec, ist ein modifiziertes Virus, das eine funktionsfähige Kopie des RPE65-Gens enthält. Nach der Injektion transportiert das Virus dieses Gen in die Zellen der Netzhaut, die Zellschicht im hinteren Teil des Auges, die für die Lichtdetektion zuständig ist. Dadurch kann die Netzhaut die Proteine bilden, die für das Sehen benötigt werden. Das Virus, welches das Gen in die Zellen transportiert, verursacht beim Menschen keine Erkrankungen.

Voretigen Neparvovec ist ein Gentransfer-Vektor, der das Kapsid eines Adeno-assoziierten viralen Vektors vom Serotyp 2 (AAV2) als Transportvehikel für die cDNA des humanen retinalen Pigmentepithel-spezifischen 65 kDa-Protein (hRPE65) in die Retina verwendet. Voretigen Neparvovec wird aus einem natürlich vorkommenden AAV mittels rekombinanter DNA- Techniken gewonnen.

Wirkmechanismus / Wirkweise

Das retinale Pigmentepithel-spezifische 65-Kilodalton-Protein (RPE65) befindet sich in den retinalen Pigmentepithelzellen und wandelt all-trans-Retinol in 11-cis-Retinol um, das daraufhin während des Sehzyklus (Retinoidzyklus) zum Chromophor 11-cis-Retinal umgewandelt wird. Diese Schritte sind für die biologische Umwandlung eines Lichtphotons in ein elektrisches Signal innerhalb der Retina entscheidend. Mutationen im RPE65-Gen führen zu einer verringerten oder fehlenden RPE65-all- trans-Retinyl-Isomerase-Aktivität, was den Sehzyklus blockiert und so zu einem Sehverlust führt. Im Laufe der Zeit führt die Akkumulation von toxischen Zwischenprodukten zum Absterben der Zellen des retinalen Pigmentepithels und in der Folge zum fortschreitenden Zelltod der Photorezeptoren. Personen mit einer biallelischen RPE65-Mutation-assoziierten Netzhautdystrophie weisen oft schon in der Kindheit oder in der Adoleszenz einen Sehverlust auf, einschließlich eingeschränkter Sehfunktionsparameter wie der Sehschärfe und des Gesichtsfeldes; dieser Sehverlust schreitet letztlich bis zur vollständigen Erblindung fort.

Die Injektion von Voretigen Neparvovec in den Subretinalraum führt zur Transduktion von retinalen Pigmentepithelzellen mit cDNA, die für das normale humane RPE65-Protein codiert (Gen-Augmentationstherapie), und bietet dadurch das Potenzial zur Wiederherstellung des Sehzyklus.

Wirksamkeit

Die Langzeitsicherheit und -wirksamkeit von Luxturna wurden in einer Phase-1-Sicherheits- und Dosiseskalationsstudie (101) untersucht, in der 12 Personen unilateral subretinale Injektionen mit Voretigen Neparvovec erhielten; in einer Nachfolgestudie (102), in der Voretigen Neparvovec bei 11 der 12 Patienten aus der Dosiseskalationsstudie in das kontralaterale Auge verabreicht wurde; in einer einjährigen, offenen, kontrollierten Phase-3-Studie (301), in der 31 Patienten in zwei Prüfzentren randomisiert wurden; und in der Fortsetzung der Phase-3-Studie, in der die 9 Kontroll-Patienten nach einem Wechsel in die Interventionsgruppe die Behandlung erhielten.

Dosis / Dosierung

Die Behandlung muss durch einen Netzhautchirurgen mit Erfahrung in der Durchführung von Makulaoperationen eingeleitet und durchgeführt werden.

Patienten erhalten jeweils eine Einzeldosis von 1,5 x 1011 Vg Voretigen Neparvovec pro Auge. Jede Dosis wird in einem Gesamtvolumen von 0,3 ml in den subretinalen Raum verabreicht. Die individuelle Verabreichung pro Auge erfolgt an unterschiedlichen Tagen innerhalb eines kurzen Zeitintervalls, das jedoch mindestens 6 Tage betragen muss.

Inhaltsstoffe

Die sonstigen Bestandteile des Konzentrats sind: Natriumchlorid, Natriumdihydrogenphosphat-Monohydrat (zur pH-Wert-Einstellung), Dinatriumhydrogenphosphat-Dihydrat (zur pH-Wert-Einstellung), Poloxamer 188 und Wasser für Injektionszwecke.

Gegenanzeigen / Kontraindikation / Warnhinweise

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile.
  • Okulare oder periokulare Infektion.
  • Aktive intraokulare Entzündung.

Schwangerschaft / Stillen

Wenn Sie schwanger sind oder stillen, oder wenn Sie vermuten, schwanger zu sein oder beabsichtigen, schwanger zu werden, fragen Sie Ihren Arzt oder das medizinische Fachpersonal um Rat, bevor Ihnen Luxturna verabreicht wird. Die Auswirkungen dieses Arzneimittels auf die Schwangerschaft und das ungeborene Kind sind nicht bekannt. Als Vorsichtsmaßnahme soll Ihnen Luxturna während der Schwangerschaft nicht verabreicht werden.

Luxturna wurde nicht an stillenden Frauen untersucht. Es ist nicht bekannt, ob es in die Muttermilch übergeht. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob Sie das Stillen abbrechen sollen, nachdem Ihnen Luxturna verabreicht wurde.

Wechselwirkungen

Es sind keine klinisch signifikanten Wechselwirkungen beim Einsatz von Luxturna bekannt. Es wurden keine Studien zur Erfassung von Wechselwirkungen durchgeführt.
Arznei-News.de – Quellenangabe: Europäische Kommission – EPAR – 08. Dezember 2018

Vererbte Netzhauterkrankung durch bestätigte bialleolische RPE65-Mutationen: EU-Zulassung

26.11.2018 Die Europäische Kommission hat dem Medikament Luxturna (Wirkstoff ist Voretigen-Neparvovec) der Firma Spark Therapeutics die Zulassung für die Behandlung von vererbter Netzhauterkrankung durch bestätigte bialleolische RPE65-Mutationen erteilt.
© arznei-news.de – Quelle: EC, 2018

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