Studie untersuchte Verbindung zwischen der Einnahme oraler Antibiotika und früh auftretendem kolorektalen Krebs
27.01.2022 Wissenschaftler der Universität Aberdeen, des NHS Grampian und der Queen’s University Belfast haben herausgefunden, dass die Einnahme von Antibiotika das Risiko für Darmkrebs erhöhen kann, und zwar möglicherweise vor allem bei jüngeren Menschen.
Fast 40.000 Menschen nahmen an der Studie teil, in der die Antibiotikaeinnahme und die Lebensstilfaktoren der an Darmkrebs erkrankten Patienten mit denen derjenigen verglichen wurden, die keinen Darmkrebs hatten. Es wurde kein Zusammenhang mit Rektumkarzinom festgestellt, jedoch war die Einnahme von Antibiotika mit der Entwicklung von Dickdarmkrebs verbunden.
Die Forscher fanden außerdem heraus, dass die Einnahme von Antibiotika bei Menschen unter 50 Jahren mit einem um schätzungsweise 50 Prozent höheren Darmkrebsrisiko und bei Menschen über 50 Jahren mit einem um schätzungsweise 9 Prozent höheren Risiko verbunden ist, auch wenn die Gesamtzahlen relativ niedrig bleiben.
Die Studie
Die im British Journal of Cancer veröffentlichte Studie analysierte Daten aus der nationalen Primärversorgungsdatenbank Primary Care Clinical Informatics Unit Research (PCCIUR). Aus diesen routinemäßig erfassten Daten ermittelte das Team 7.903 Personen mit kolorektalem Krebs und verglich sie mit mehr als 30.418 vergleichbaren Personen ohne Krebsdiagnose.
Die Forscher kontrollierten genetische und nicht-genetische Faktoren, wie z. B. zugrundeliegende gesundheitliche Bedingungen, um zu ermitteln, ob die Einnahme von Antibiotika ein Risikofaktor für Darmkrebs ist. Um die Auswirkungen anderer Risikofaktoren zu erfassen, bereinigten sie anschließend auf die Faktoren Alkoholkonsum, Rauchen und Gewicht.
Dickdarmkrebs im Frühstadium und im Spätstadium wurden getrennt untersucht, da es Hinweise darauf gibt, dass sich die Risikofaktoren für das Frühstadium von denen für das Spätstadium unterscheiden können.
Studienautorin Sarah Perrott: „Wir haben festgestellt, dass die Antibiotikaexposition in allen Altersgruppen mit Darmkrebs insbesondere in der Frühstadium-Gruppe verbunden ist“.
Weitere Faktoren; mögliche Erklärung des Zusammenhangs
Zusammen mit zahlreichen anderen Ernährungs- und Lebensstilfaktoren könnte dies zum Anstieg der Darmkrebsfälle bei jungen Menschen beitragen.
Die Gründe für diesen Zusammenhang werden in der Auswirkung von Antibiotika auf die natürliche Vielfalt der Bakterien im Darmmikrobiom vermutet, die möglicherweise zu einer veränderten bakteriellen Aktivität führen und die normale Immunfunktion beeinträchtigen kann. Dies kann zu chronischen Entzündungen führen und theoretisch das Krebsrisiko erhöhen.
Es ist wichtig zu beachten, dass Ernährung, Lebensstil, Stress und viele andere Faktoren die Darmgesundheit beeinflussen können, und die Einnahme von Antibiotika ist nur einer dieser Faktoren.
© arznei-news.de – Quellenangabe: British Journal of Cancer (2021). DOI: 10.1038/s41416-021-01665-7