Langfristige Exposition gegenüber ADHS-Medikamenten mit erhöhtem Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen verbunden

28.11.2023 Die langfristige Einnahme von Medikamenten gegen Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörungen (ADHS) ist mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, insbesondere Bluthochdruck, verbunden. Dies geht aus einer online in JAMA Psychiatry veröffentlichten Studie hervor.
Dr. Le Zhang vom Karolinska Institutet in Stockholm und Kollegen untersuchten den Zusammenhang zwischen der langfristigen Einnahme von ADHS-Medikamenten (Stimulanzien wie Methylphenidat und Amphetamine und Nicht-Stimulanzien wie z. B. Atomoxetin, Clonidin, Guanfacin und Viloxazin) und dem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in einer Fall-Kontroll-Studie, an der Personen in Schweden im Alter von 6 bis 64 Jahren teilnahmen, bei denen zwischen dem 1. Januar 2007 und dem 31. Dezember 2020 eine ADHS-Diagnose gestellt oder ADHS-Medikamente verabreicht wurden.
Die Forscher glichen 10.388 Personen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit 51.672 Kontrollpersonen ohne diese Erkrankungen ab.
- Im Vergleich zur Nichtverwendung war eine längere kumulative Dauer der ADHS-Medikamenteneinnahme mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden (bereinigte Odds Ratios: 1,09, 1,15, 1,27 und 1,23 für ein bis höchstens zwei Jahre, zwei bis höchstens drei Jahre, drei bis höchstens fünf Jahre bzw. mehr als fünf Jahre).
- Ein erhöhtes Risiko für Bluthochdruck wurde in Verbindung mit einer längeren kumulativen Einnahme von ADHS-Medikamenten festgestellt (bereinigte Odds Ratios: 1,72 und 1,80 für drei bis höchstens fünf Jahre bzw. mehr als fünf Jahre); das Risiko für arterielle Erkrankungen war ebenfalls erhöht.
- Jeder Anstieg der ADHS-Medikamenteneinnahme um ein Jahr war mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen während der 14-jährigen Nachbeobachtungszeit verbunden (bereinigtes Odds Ratio: 1,04), wobei ein größerer Anstieg in den ersten drei Jahren der kumulativen Einnahme beobachtet wurde (bereinigtes Odds Ratio: 1,08).
- Die Muster waren bei Kindern und Jugendlichen und bei Erwachsenen ähnlich.
„Angesichts der zunehmenden Zahl von Personen, die ADHS-Medikamente über einen längeren Zeitraum einnehmen, wird die Überwachung noch wichtiger“, schreiben die Autoren.
© arznei-news.de – Quellenangabe: JAMA Psychiatry. Published online November 22, 2023. doi:10.1001/jamapsychiatry.2023.4126
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Metaanalyse zeigt keinen signifikanten Zusammenhang bei Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen, bei Frauen oder bei vorbestehender Herz-Kreislauf-Erkrankung
03.12.2022 Es scheint keinen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen der Einnahme von Medikamenten gegen Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen (ADHS) und dem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (KHK) zu geben. Dies geht aus einer systematischen Überprüfung und Metaanalyse hervor, die online in JAMA Network Open veröffentlicht wurde.
Le Zhang vom Karolinska Institutet in Stockholm, und Kollegen überprüften Beobachtungsstudien, die den Zusammenhang zwischen ADHS-Medikamenten und dem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen untersuchten. Berücksichtigt wurden Daten aus 19 Studien mit 3.931.532 Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen; 14 dieser Studien waren Kohortenstudien und wurden in die Metaanalyse einbezogen.
- Die Forscher fanden heraus, dass das gepoolte bereinigte relative Risiko (RR) keinen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen der Einnahme von ADHS-Medikamenten und einer Herz-Kreislauf-Erkrankung bei Kindern und Jugendlichen, jungen, mittelalten oder älteren Erwachsenen ergab (RR: [95 Prozent Konfidenzintervalle (CI)] 1,18 [0,91 bis 1,53], 1,04 [0,43 bis 2,48] bzw. 1,59 [0,62 bis 4,05]).
- Es wurde kein signifikanter Zusammenhang für Stimulanzien oder Nicht-Stimulanzien beobachtet (RR [95 Prozent CI] 1,24 [0,84 bis 1,83] bzw. 1,22 [0,25 bis 5,97]).
- Es gab keinen statistisch signifikanten Zusammenhang für Herzstillstand oder Herzrhythmusstörungen (RR: 1,60; 95 Prozent CI: 0,94 bis 2,72), zerebrovaskuläre Erkrankungen (RR: 0,91; 95 Prozent CI: 0,72 bis 1,15) oder Myokardinfarkt (RR: 1,06; 95 Prozent CI: 0,68 bis 1,65).
- Bei Frauen und Patienten mit vorbestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen wurden keine Zusammenhänge beobachtet (RR: [95 Prozent CI] 1,88 [0,43 bis 8,24] bzw. 1,31 [0,80 bis 2,16]).
„Angehörige der Gesundheitsberufe müssen Vorsicht walten lassen und dürfen sich bei der Behandlung einzelner Patienten nicht sklavisch an Konsensus-Leitlinien halten oder den Schlussfolgerungen von Metaanalysen folgen“, schreibt der Autor eines begleitenden Editorials. „Jede Behandlungsentscheidung ist eine Abwägung zwischen potenziellem Schaden und potenziellem Nutzen, und diese Abwägung ist bei jedem individuellen Patienten anders.“
© arznei-news.de – Quellenangabe: JAMA Netw Open. 2022;5(11):e2243597. doi:10.1001/jamanetworkopen.2022.43597
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