Antibiotika und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen – Update

Antibiotikaexposition und westliche Ernährung erhöhen Risiko für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen bei Kindern

Antibiotika und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen – Update

17.05.2023 Zu den Faktoren, die mit dem Risiko für pädiatrische entzündliche Darmerkrankungen (PIBD) in Verbindung gebracht werden, gehören die Exposition gegenüber Antibiotika in der frühen Kindheit und eine westliche Ernährung. Dies geht aus Forschungsergebnissen hervor, die auf der Digestive Disease Week 2023 vom 6. bis 9. Mai in Chicago vorgestellt wurden.

Nisha Thacker von der Universität Newcastle in Australien und ihre Kollegen führten eine Metaanalyse von 36 Beobachtungsstudien mit 6,4 Millionen Kindern durch, um den Beitrag der Ernährung und anderer Umweltfaktoren zu chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen zu untersuchen.

  • Die Forscher fanden heraus, dass die gepoolten Odds Ratios (95-Prozent-Konfidenzintervalle) für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen in der Kindheit 4,54 (1,47 bis 14,02) bei einer Antibiotika-Exposition in der Kindheit, 2,55 (1,79 bis 3,65) bei einer bis vier Antibiotikakuren und 3,46 (2,14 bis 5,60) bei mehr als vier Antibiotikakuren betrugen.
  • Eine höhere Wahrscheinlichkeit für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wurde in Verbindung mit höherer Bildung/hohem sozioökonomischen Status/Vollzeitbeschäftigung der Eltern und städtischem Wohnen beobachtet (Odds Ratios [95 Prozent Konfidenzintervalle]: 2,55 [1,40 bis 4,63] bzw. 1,70 [0,96 bis 3,00]).
  • Regelmäßiger/höherer Gemüseverzehr war mit einem geringeren Risiko für PIBD verbunden (Odds Ratio: 0,47; 95-Prozent-Konfidenzintervall: 0,2 bis 1,06), während ein höheres Risiko in Verbindung mit dem Verzehr von zuckerhaltigen Getränken und/oder Süßigkeiten festgestellt wurde (Odds Ratio: 2,02; 95-Prozent-Konfidenzintervall: 1,06 bis 3,85).
  • Ein höheres Alter der Mutter (älter als 29 Jahre) war mit einem erhöhten Risiko für PIBD verbunden (Odds Ratio: 2,55; 95 Prozent Konfidenzintervall: 0,81 bis 8,06).
  • Passivrauchen verdoppelt das Risiko.

Die Einnahme von Antibiotika in jungen Jahren, eine westliche Ernährung und das Leben in einer wohlhabenderen Familie waren mit einem erhöhten Risiko für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen verbunden. In einem Haushalt mit Haustieren und Geschwistern zu leben und viel Gemüse zu essen, war dagegen mit einem geringeren Risiko verbunden, fassen die Autoren zusammen.

„Viele dieser Faktoren können sich auf unsere Darmmikrobiota auswirken und haben möglicherweise einen besonders starken Effekt bei einem Kind“, sagte Thacker in einer Erklärung. „Eine westliche Ernährung mit einem hohen Anteil an Zucker und ultraverarbeiteten Lebensmitteln und einem geringen Anteil an Gemüse ist ein Paradebeispiel dafür.“

© arznei-news.de – Quellenangabe: HealthDay News

News zu Antibiotika und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen

Zusammenhang zwischen Antibiotika und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen bei Kindern

Der übermäßige Einsatz von Antibiotika erhöht das Risiko für Kinder eine chronisch-entzündlich Darmerkrankung (CED; engl.: inflammatory bowel disease, IBD) zu entwickeln laut einer in Pediatrics veröffentlichten Studie.

Das Risiko ist besonders hoch, wenn die Antibiotika sehr früh in der Kindheit gegeben werden.

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen

Chronisch-entzündliche Darmerkrankung oder CED ist eine Sammelbezeichnung für eine Gruppe von wiederkehrenden oder kontinuierlich entzündlichen Erkrankungen des Darms, wie z.B.: Colitis ulcerosa und Morbus Crohn.

Die Symptome sind häufig Durchfall, rektale Blutung und Unterleibskrämpfe.

Antibiotika sollten benutzt werden, wenn sie erforderlich sind. Aber zu viele Kinder bekommen sie immer noch bei Erkrankungen wie einer einfachen Erkältung, wo sie nichts zu suchen haben“, sagt Forscher Matthew P. Kronman, MD, vom Seattle Children’s Hospital Bereich Infektionskrankheiten.

Risiko für CED höher bei Antibiotika Benutzern

Forscher folgten mehr als einer Million Kindern, inklusive ca. 750 mit chronisch-entzündlicher Darmerkrankung, im Vereinigten Königreich.
Jene, die vor ihrem ersten Geburtstag mit Antibiotika behandelt wurden, entwickelten mehr als fünfmal wahrscheinlicher CED, als jene, die nie mit Antibiotika behandelt wurden.

Antibiotika töten ‚gute‘ Darmbakterien

Antibiotika töten die schlechten Bakterien, die die Krankheit verursachen. Aber sie töten auch gute Bakterien im Körper, die der Verdauung helfen.

Etwa 49 Millionen Antibiotika Rezepte werden jedes Jahr in den USA für Kinder verschrieben. Die Rate von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen unter Kindern hat sich im letzten Jahrzehnt verdoppelt“.

© arznei-news.de – Quelle: Pediatrics, Sept. 2012

Colitis ulcerosa und Morbus Crohn: Antibiotika und das Risiko für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen

19.08.2020 Antibiotika, insbesondere Breitbandantibiotika, sind mit einem erhöhten Risiko für neu auftretende chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) und deren Subtypen Colitis ulcerosa und Morbus Crohn verbunden.

Das geht aus einer Studie von Forschern des Karolinska Institutet in Schweden und der Harvard Medical School in den Vereinigten Staaten hervor, die in The Lancet Gastroenterology & Hepatology veröffentlicht wurde.

Der Zusammenhang zwischen antimikrobieller Behandlung und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen blieb weiterhin bestehen, auch nachdem die Patienten mit ihren Geschwistern verglichen wurden.

Über die Studie Epidemiology Strengthened by histoPathology Reports in Sweden (ESPRESSO) identifizierten die Forscher fast 24.000 neu an CED Erkrankte (16.000 hatten Colitis ulcerosa und 8.000 Morbus Crohn) und verglichen sie mit 28.000 Geschwistern und 117.000 Kontrollen aus der Allgemeinbevölkerung.

Der vorherige Einsatz von Antibiotika (keinerlei Einnahme vs. Einnahme) war nach Bereinigung um mehrere Risikofaktoren mit einem fast doppelt so hohen CED-Risiko verbunden.

Ein erhöhtes Risiko wurde sowohl für Colitis ulcerosa als auch für Morbus Crohn festgestellt, wobei das höchste Risiko den Breitbandantibiotika zugeschrieben werden konnte.

Die adjustierten OR (Odds Ratio) bei Patienten, die Antibiotika verwendet hatten, im Vergleich zu Patienten, die nie Antibiotika verwendet hatten, betrugen

  • 1,88 für die Diagnose einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung,
  • 1,74 für Colitis ulcerosa und
  • 2,27 für Morbus Crohn.

Die adjustierten OR waren bei Patienten, die eine Antibiotika-Kur (1,11), zwei Antibiotika-Kuren (1,38) und drei oder mehr Antibiotika-Kuren (1,55) erhalten hatten, höher als bei Patienten, die keine Antibiotika erhalten hatten.

Es wurde ein erhöhtes Risiko für Colitis ulcerosa (drei oder mehr Dispensationen 1,47) und Morbus Crohn (1,64) festgestellt, wobei die Raten für Breitbandantibiotika höher lagen.
© arznei-news.de – Quellenangabe: The Lancet Gastroenterology & Hepatology, online Aug. 17, 2020, DOI: 10.1016/S2468-1253(20)30267-3.

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