Langzeitstudie: Schutz der Nieren und des Herz-Kreislauf-Systems durch diätetische Säurereduktion bei primärer Hypertonie

06.08.2024 Ärzte empfehlen, Obst und Gemüse zu einem grundlegenden Bestandteil der Behandlung von Patienten mit Bluthochdruck zu machen. Eine obst- und gemüsereiche Ernährung senkt nachweislich den Blutdruck, verringert das kardiovaskuläre Risiko und verbessert aufgrund ihrer basenbildenden Wirkung die Gesundheit der Nieren.
Eine neue Studie in The American Journal of Medicine beschreibt die Ergebnisse einer fünfjährigen randomisierten Kontrollstudie.
Trotz laufender Bemühungen, die Behandlung des Bluthochdrucks zu verbessern und seine negativen Folgen durch pharmakologische Strategien zu verringern, nehmen die mit dem Bluthochdruck verbundene chronische Nierenerkrankung und die damit verbundene kardiovaskuläre Mortalität zu. Herzerkrankungen sind die häufigste Ursache für den Tod von Patienten mit chronischen Nierenerkrankungen.
DASH-Diät; Gemüse und Obst
Die DASH-Diät (Dietary Approaches to Stop Hypertension), die reich an Obst und Gemüse ist, senkt den Blutdruck und ist die empfohlene Erstbehandlung für primären Bluthochdruck, schreiben die Forscher der Studie. Dennoch wird diese Diät zu wenig verschrieben, und wenn sie verschrieben wird, wird sie trotz unterstützender epidemiologischer Daten zu wenig umgesetzt.
Die DASH-Diät und andere Diäten mit einem hohen Anteil an Obst und Gemüse werden mit einem niedrigeren Blutdruck, einem geringeren Risiko für chronische Nierenerkrankungen und deren Fortschreiten, niedrigeren Risikoindikatoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einer geringeren Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht.
Der Leiter der Studie Dr. Donald E. Wesson von der Dell Medical School – The University of Texas at Austin sagt: „Als Nephrologe (Nierenarzt) untersucht mein Säure-Basen-Labor, wie die Niere Säure aus dem Blut entfernt und in den Urin abgibt“.
Menge an Säure reduzieren, die die Nieren aus dem Körper entfernen müssen
„Forscher haben gezeigt, dass eine Ernährung mit viel Obst und Gemüse herzgesund ist. Wir stellten die Hypothese auf, dass eine Möglichkeit, wie Obst und Gemüse sowohl nieren- als auch herzgesund sind, darin besteht, dass sie die Menge an Säure in der Nahrung und damit die Menge an Säure reduzieren, die die Nieren aus dem Körper entfernen müssen.“
Um diese Hypothese zu prüfen, wurde eine Studie konzipiert, in der Teilnehmer mit Bluthochdruck – aber nicht mit Diabetes – und sehr hohen Werten der Albuminausscheidung im Urin (Makroalbuminurie) ausgewählt wurden. Patienten mit Makroalbuminurie haben eine chronische Nierenerkrankung, ein hohes Risiko, dass sich ihre Nierenerkrankung mit der Zeit verschlimmert, und ein hohes Risiko, später Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu entwickeln.
Die Studie
In einer randomisierten Kontrollstudie über einen Zeitraum von fünf Jahren teilten die Forscher die Kohorte von 153 Patienten mit Bluthochdruck in drei Gruppen ein:
- Studienteilnehmer, die zusätzlich zu ihrer üblichen täglichen Nahrungsaufnahme 2-4 Tassen basenbildendes Obst und Gemüse zu sich nehmen;
- Studienteilnehmer, die NaHCO3-Tabletten (säurereduzierendes Natriumbicarbonat, das übliche Backpulver) in zwei Tagesdosen von vier bis fünf 650-mg-Tabletten erhielten;
- Die Studienteilnehmer erhielten die übliche medizinische Versorgung durch Hausärzte.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass sowohl Obst und Gemüse als auch NaHCO3 die Nierengesundheit verbessern, aber nur Obst und Gemüse, nicht aber NaHCO3, den Blutdruck senken und die Risikokennzahlen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbessern.
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Koautor Dr. Maninder Kahlon erklärt: „Wichtig ist, dass Obst und Gemüse die beiden letztgenannten Wirkungen mit geringeren Dosen von Medikamenten zur Senkung des Blutdrucks und zur Verringerung des Risikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erzielten“.
Die Behandlung sollte mit Obst und Gemüse beginnen
„Das bedeutet, dass man den Nutzen für die Nierengesundheit entweder mit Obst und Gemüse oder mit NaHCO3 erreichen kann, aber die Blutdrucksenkung und das verringerte Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erreichen wir mit Obst und Gemüse, aber nicht mit NaHCO3.“
„Dies untermauert unsere Empfehlung, dass Obst und Gemüse eine grundlegende Behandlung für Patienten mit Bluthochdruck sein sollten, da wir alle drei Ziele (Nierengesundheit, Senkung des Blutdrucks und Verringerung des Risikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen) mit Obst und Gemüse erreichen können, und zwar mit niedrigeren Medikamentendosen.“
Das Forscherteam betont den Begriff „grundlegend“, weil viele Ärzte die Behandlung von Bluthochdruck mit Medikamenten beginnen und dann Ernährungsstrategien hinzufügen, wenn der Blutdruck nicht richtig kontrolliert wird. Die Ergebnisse ihrer Studien sprechen für das Gegenteil: Die Behandlung sollte mit Obst und Gemüse beginnen und dann bei Bedarf mit Medikamenten ergänzt werden.
Ernährungsmaßnahmen zur Behandlung chronischer Krankheiten
Wesson schlussfolgert: „Ernährungsmaßnahmen zur Behandlung chronischer Krankheiten werden oft nicht empfohlen und noch seltener durchgeführt, weil es schwierig ist, die Patienten dazu zu bringen, sie umzusetzen“.
„Dennoch sind sie wirksam, und in diesem Fall schützen sie die Nieren und das Herz-Kreislauf-System. Wir müssen uns verstärkt darum bemühen, sie in das Patientenmanagement einzubeziehen und allgemein den Zugang zu gesunder Ernährung für Bevölkerungsgruppen mit erhöhtem Risiko für Nieren- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erleichtern“.
Die Forscher raten Patienten mit Bluthochdruck außerdem, ihren Arzt um eine Messung des Verhältnisses von Albumin zu Kreatinin im Urin (UACR) zu bitten, um festzustellen, ob sie eine zugrundeliegende Nierenerkrankung haben und ein erhöhtes Risiko für nachfolgende Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
© arznei-news.de – Quellenangabe: The American Journal of Medicine (2024). DOI: 10.1016/j.amjmed.2024.06.006
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Unsere Erfahrungen sind, dass in Deutschland leider kaum auf die Ernährung durch die Schulmedizin geachtet/beraten wird. Unser Sohn hat eine chronische Niereninsuffizienz Stadium 5 mit Bluthochdruck. Und es war leider kein grundlegender Bestandteil, uns über Ernährung aufzuklären. Es wird stattdessen oft nur Symptomatik bekämpft und nicht ganzheitlich angesetzt. Das Gesundheitssystem ist am kaputt gehen.