Hohe Ansprechraten bei Patienten mit Lungenkrebs im Stadium 4 nach vorübergehender Zugabe eines entzündungshemmenden Medikaments zur Immun-Checkpoint-Inhibitor-Therapie
21.06.2024 Die Hinzunahme eines entzündungshemmenden Medikaments zur Immuntherapie mit einem Anti-PD1-Checkpoint-Inhibitor hat sich als vielversprechende neue Strategie gegen fortgeschrittenen Lungenkrebs erwiesen laut den Ergebnissen einer kleinen klinischen Studie, die von Forschern des Abramson Family Cancer Center an der University of Pennsylvania Perelman School of Medicine geleitet wurde.
Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Science veröffentlicht. Sie stützen sich auf die zunehmende Zahl von Belegen für die doppelte Natur von Entzündungen – sie können kurzfristig gegen infektiöse Erreger und Krebs vorteilhaft sein, aber auch zu einem geschwächten Immunsystem führen, wenn sie chronisch werden. Anzeichen dieser chronischen Entzündungsreaktion, die insbesondere ein Zytokin namens Interferon betreffen, sind häufig bei Patienten zu beobachten, die Immuntherapien gegen Krebs einnehmen, und werden mit schlechteren Behandlungsergebnissen in Verbindung gebracht, schreiben die Wissenschaftler.
In der Studie setzten die Forscher einen sogenannten JAK1-Hemmer (Itacitinib) ein, um die anhaltende Entzündungsreaktion gezielt zu reduzieren, ohne die anfängliche Entzündungsreaktion zu beeinträchtigen, die für die Antitumoraktivität erforderlich ist. Der JAK1-Hemmer wurde 21 Patienten mit fortgeschrittenem nicht-kleinzelligen Lungenkrebs (NSCLC) sechs Wochen lang verabreicht, jedoch erst, nachdem sie zwei Dosen der Anti-PD1-Immuntherapie (Pembrolizumab) erhalten hatten. Das Ergebnis war eine Gesamtansprechrate von 67 Prozent und ein medianes progressionsfreies Überleben von fast 24 Monaten – beides sehr hohe Werte für fortgeschrittenen NSCLC.
Obwohl die Studie keine Vergleichsgruppe umfasste, deuten die Ergebnisse laut den Autoren auf eine erstaunliche Wirksamkeit der Kombination hin. Die Ansprechraten für Pembrolizumab allein in großen klinischen Studien bei NSCLC-Patienten im Stadium 4 lagen normalerweise bei etwa 45 Prozent. In diesem Fall lag die Gesamtansprechrate bei 67 Prozent – und nach wie vor ist ein erheblicher Teil der Patienten am Leben, was laut den Forschern darauf hindeutet, dass viele dieser Ansprechen dauerhaft sind.
Analysen der Patienten unterstützten die Behandlungslogik: Geringere interferonbedingte Entzündungswerte zu Beginn oder nach der Behandlung mit Itacitinib waren mit Anzeichen für ein effektiveres Ansprechen der CD8-T-Zellen verbunden – und mit besseren Gesamtergebnissen.
Die Forscher planen nun eine größere klinische Bestätigungsstudie sowie weitere Untersuchungen zur Rolle der JAK1-Hemmung bei Patienten mit fortschreitender Erkrankung unter Immuntherapie, einem Bereich mit großem klinischen Bedarf.
© arznei-news.de – Quellenangabe: Science – DOI 10.1126/science.adf1329