Schizophrenie: MRT prognostiziert Ansprechen auf Behandlung

Neuromelanin-sensitive MRT als möglicher Marker für Behandlungsresistenz bei Schizophrenie in der ersten Episode

Schizophrenie: MRT prognostiziert Ansprechen auf Behandlung

17.03.2024 Niederländische Forscher berichten, dass spezielle Gehirnscans genau vorhersagen können, ob ein Psychosepatient später eine behandlungsresistente Schizophrenie entwickeln wird.

Der Scan, ein sogenanntes Neuromelanin-sensitives MRI (engl. für MRT: Magnetresonanztomographie) oder kurz NM-MRI, misst ein Gehirnpigment namens Neuromelanin. Dieses Pigment kann einen visuellen Beleg für eine gesunde Dopaminfunktion liefern.

Dopaminfunktion

Dopamin ist ein Hormon, das Teil des Belohnungssystems des Gehirns ist. Zu viel Dopamin kann zu Aggression und schlechter Impulskontrolle führen, wie sie bei Psychosen auftreten.

Unter der Leitung von Marieke van der Plijm, einer Postdoktorandin an der Universität Amsterdam in den Niederlanden, vermuten die Autoren der Studie, dass die NM-MRT einen entscheidenden Fortschritt darstellen könnte.

„Es besteht ein dringender Bedarf an Markern zur frühzeitigen Identifizierung von therapieresistenten Schizophreniepatienten und zur Erleichterung des rechtzeitigen Einsatzes von Clozapin, dem einzigen Antipsychotikum mit nachgewiesener Wirksamkeit bei therapieresistenten Patienten“, schreiben sie in der Ausgabe des American Journal of Psychiatry.

Im Gegensatz zu den auf die Behandlung ansprechenden Patienten zeigen die Patienten mit behandlungsresistenter Schizophrenie keine Zunahme der Dopaminfunktion. Die Forscher erklärten, dass dies darauf hindeutet, dass der Neuromelaninspiegel – ein Maßstab für die Dopaminfunktion – ein früher Marker für Behandlungsresistenz sein könnte.

Die Studie

An der Studie nahmen 62 Patienten im Alter zwischen 18 und 35 Jahren teil, die ihre erste psychotische Episode hatten. Bei allen wurde eine Schizophrenie diagnostiziert. Diese Patienten wurden mit einer Kontrollgruppe von 20 gesunden Freiwilligen verglichen.

Alle Patienten wurden klinisch befragt, einem IQ-Test und einer NM-MRI-Untersuchung unterzogen, und diejenigen mit einer Psychose erhielten eine Antipsychotika-Behandlung.

Nach sechs Monaten wurde ihr Ansprechen auf die Medikamente bewertet. Diejenigen, die nach zwei Versuchen mit antipsychotischen Medikamenten mäßige oder starke Symptome in einem von fünf Bereichen aufwiesen, darunter Wahnvorstellungen, Halluzinationen, Körperhaltung und ungewöhnliche Gedanken, wurden als Non-Responder betrachtet.

Sie galten auch als Non-Responder, wenn sie auf ein Antipsychotikum nicht ansprachen oder schwere Nebenwirkungen aufwiesen oder wenn sie während der Nachbeobachtung auf Clozapin umgestellt wurden.

Substantia nigra

Von den 62 Patienten wurden 47 als Responder eingestuft.

Bei der NM-MRT-Untersuchung zu Beginn der Studie wiesen die 15 Non-Responder ein signifikant niedrigeres Signal in einer Hirnregion namens Substantia nigra auf. Sie ist reich an Dopamin-Neuronen und steuert unter anderem Emotionen und Belohnungsverhalten.

Prognosegenauigkeit

Auf der Grundlage der Neuromelanin-Nachweise konnten die Forscher mit einer Genauigkeit von bis zu 68 % vorhersagen, welche Patienten auf die Behandlung ansprechen würden.

Bei 28 Respondern und neun Non-Respondern, bei denen Folgescans durchgeführt wurden, veränderte sich das NM-MRI-Signal über sechs Monate hinweg nicht.

„Diese Studie zeigt das Potenzial der NM-MRT als nicht-invasiver Marker für Behandlungsresistenz bei Schizophrenie in einem frühen Stadium“, so die Autoren. „Ein adäquates Prognosemodell könnte zu einer frühzeitigen Erkennung von Behandlungsresistenz bei Schizophrenie führen und damit Verzögerungen bei der wirksamen Behandlung erheblich reduzieren und die Behandlungsergebnisse verbessern.“

© arznei-news.de – Quellenangabe: American Journal of Psychiatry (2024). DOI: 10.1176/appi.ajp.20220780

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