Depression: Vergleich von Ketamin, Botox, Diclofenac und Minocyclin

Depression: Große Studie untersuchte die Wirkungen von Ketamin, Botox, Diclofenac und Minocyclin

03.05.2017 Eine im Fachblatt Scientific Reports veröffentlichte Studie der Universität California, San Diego, analysierte die Daten des FDA Adverse Effect Reporting System (FAERS – das Meldesystem der US-Gesundheits- und Arzneibehörde zu den Nebenwirkungen von Medikamenten) auf die antidepressiven Effekte von Ketamin, das bislang noch nicht in einer größeren Studie mit mehr als 100 Patienten untersucht worden war – sowie die von Botox, Diclofenac und Minocyclin.

Die FAERS Datenbank enthält mehr als 8 Millionen Patienten-Einträge. Das Forscherteam konzentrierte sich auf Patienten in der Datenbank, die Ketamin erhielten: Dies waren 41.000 Patienten. Sie wandten einen mathematischen Algorithmus an, um nach statistisch bedeutenden Unterschieden bei den berichteten Depressionssymptomen aller Patienten zu suchen.

Linderung der Depressionssymptome um 50%

Sie entdeckten, dass bei mit Ketamin behandelten Patienten – die das Medikament zusätzlich zu Schmerzmedikamenten nahmen – die Auftretensrate der Depressionssymptome um 50 Prozent (mit einer Fehlerwahrscheinlichkeit von weniger als 2 Prozent) im Vergleich zu den Patienten fiel, die ein anderes Arzneimittel oder eine Arzneimittel-Kombination gegen Schmerzen nahmen.

Ketamin einnehmende Patienten berichteten auch über deutlich weniger Schmerzen und opioid-verbundene Nebenwirkungen wie Verstopfung – verglichen mit Patienten, die andere Schmerzmedikamente erhielten.

Laut Studienautor Dr. Ruben Abagyan könnte die antidepressive Wirkung von Ketamin auf dessen schmerzlindernde Wirkung zurückzuführen sein; deshalb verglichen sie Ketamin-Patienten mit Patienten, die andere Schmerzmedikamente einnahmen.

Diese Kontrollgruppe beseitigte den Faktor, dass Personen, die Ketamin einnahmen, weniger Depressionssymptome hatten, weil sie weniger Schmerzen verspürten.

Botox, Diclofenac und Minocyclin

Drei weitere Medikamente mit vorher unterschätzten antidepressiven Wirkungen wurden ebenfalls als wirksam erachtet:

  • Botox – wird üblicherweise kosmetisch verwendet, um Runzeln und Falten zu behandeln, und medizinisch zur Behandlung von Migräne und anderen Störungen;
  • Diclofenac – ein nonsteroidales antientzündliches Medikament (NSAID); und
  • Minocyclin – ein Antibiotikum.

Nach den Diclofenac-Befunden schaute sich das Forscherteam die Ketamin-Patienten an, die auch keine NSAID nahmen und verglich sie mit Patienten, die alle anderen Medikamenten-Kombinationen gegen Schmerzen außer NSAID einnahmen. Trotzdem blieben die Depressionsraten bei den Ketamin-einnehmenden Patienten niedrig.

Erklärung für die antidepressiven Effekte

Die Forscher vermuten, dass die antidepressiven Effekte von Diclofenac und Minocyclin zumindest teilweise auf deren Fähigkeiten, Entzündungen zu reduzieren, zurückzuführen sind.

Bei Botox ist der potenzielle Mechanismus auf die Linderung der Depressionssymptome weniger klar.

Das Team arbeitet nun daran, die Schönheitseffekte von Botox (die indirekt zu einem besseren psychischen Wohlbefinden führen könnten) von dessen antidepressiven Wirkungen zu trennen. Dazu vergleichen sie die FAERS-Daten zu Botox mit denen von Kollagen-Füllern und anderen kosmetischen Behandlungen, ob sie in ähnlichem Umfang Depressionssymptome beeinflussen.

© arznei-news.de – Quellenangabe: Universität California, Scientific Reports – http://dx.doi.org/10.1038/s41598-017-01590-x; Mai 2017

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