Entzündungshemmer können Schizophrenie-Medikamente unterstützen
23.10.2014 Eine neue Studie konnte zeigen, dass entzündungshemmende Medikamente (wie z.B. Aspirin, Östrogen und Acetylcystein) die Wirksamkeit von Schizophreniemedikamenten verbessern können.
Adjunktmedikation mit Antiphlogistika, Antiinflammatorika
Eine Zeit lang nahmen Ärzte an, dass es der Behandlung von Schizophrenen nützen kann, wenn man das Immunsystem unterstützt, aber bis heute hat es keine überzeugenden Belege dafür gegeben. Nun hat eine Forschergruppe der Universität von Utrecht in den Niederlanden eine umfassende Metaanalyse aller robusten Studien über die Wirkungen von Entzündungshemmern (auch Antiphlogistika, Antiinflammatorika genannt) als Begleitmedikation zu Antipsychotika veröffentlicht.
Die Befunde zeigten, dass entzündungshemmende Medikamente wie Aspirin die Behandlung von Schizophrenie verbessern können.
Immunsystem
Frühere Forschungen haben gezeigt, dass das Immunsystem mit bestimmten psychischen Erkrankungen (wie Schizophrenie und bipolare Störung) verbunden ist. Insbesondere Schizophrenie steht im Zusammenhang mit dem HLA-Gensystem, das auf Chromosom 6 bei Menschen zu finden ist. Das HLA-System steuert viele Immunsystem-Funktionen.
Laut Professorin Iris Sommer vom Psychiatriefachbereich der Universitätsklinikum von Utrecht ist das Bild zu den Enzündungshemmern bei der Schizophrenie undeutlich gewesen, aber die Analyse fasst die Daten von 26 doppelblind, randomisiert kontrollierten Studien zusammen und liefert bedeutsame Belege, dass einige (aber nicht alle) entzündungshemmenden Arzneimittel die Symptome bei Schizophrenen verbessern können.
Aspirin, Östrogen, Acetylcystein
Insbesondere Aspirin, Östrogen (bei Frauen) und das häufig eingesetzte Antioxidationsmittel Acetylcystein (z.B. Acemuc, Acemucol, Acetyst, Fluimucil) zeigten vielversprechende Ergebnisse. Andere entzündungshemmende Mittel, wie Celecoxib, Minocyclin, Davunetid und Fettsäuren zeigten keine bedeutsamen Resultate.
Trotz der Tatsache, dass Schizophrenie weltweit etwa 24 Millionen Menschen betrifft, hat sich die Behandlung in über 50 Jahren nicht sehr verändert, und hängt im Wesentlichen an der Korrektur der Regulierung des Dopamins im Gehirn der Schizophrenen, schreiben die Autoren. Dies hilft bei Symptomen wie Halluzination und Wahnvorstellungen, aber nicht bei vielen anderen Symptomen wie verminderter Energie, Mangel an Motivation und schlechter Konzentration.
Außerdem sprachen etwa 20 bis 30 % aller Patienten nicht auf Neuroleptika an. Eine Co-Behandlung mit Antiphlogistika-Medikamenten beinhaltet die Möglichkeit, das Ansprechen des Patienten auf die Arzneimittelbehandlung zu verbessern.
Professor Sommer sagte weiter, dass genau ausgewählt werden muss, welche Antiinflammatorika eingesetzt werden. Die Methoden müssen nun verfeinert werden, nachdem die Wirkung der Entzündungshemmer repliziert werden konnte.
„Wir haben gerade mit einem Multicenter-Versuch mit Simvastatin (Arzneistoff aus der Gruppe der Statine, eingesetzt als Cholesterinsenker) begonnen, um die Entzündung in den Gehirnen von Patienten mit Schizophrenie zu reduzieren. Studien wie diese werden den Machbarkeitsnachweis für das Abzielen auf das Immunsystem bei Schizophrenie erbringen.“
© arznei-news.de – Quelle: European College of Neuropsychopharmacology, Oktober 2014