Lithium als Suizidprophylaxe

Erfahrungen, Erfahrungsberichte zu diesem Medikament

Lithium reduziert Suizidrisiko bei affektiven Störungen

29.06.2013 Die Studienautoren sagen, dass Lithium „Sterblichkeitsrisiko und Suizid zu mehr als 60% reduziert, verglichen mit einem Placebo“, und sie schlagen vor „Lithium verstärkt als wirkungsvolles Mittel gegen das Selbstmordrisiko bei Personen mit affektiven Störungen einzusetzen“.

Affektive Störungen

Die beiden wichtigsten Typen affektiver Störungen sind unipolare Depression (oft auch klinische Depression genannt) und bipolare Störung (oft manische Depression genannt). Beides sind schwere, langfristige Erkrankungen.

Menschen mit einer affektiven Störung haben ein 30mal höheres Risiko für Suizid als die allgemeine Bevölkerung. Eine Behandlung mit Medikamenten wie Lithium, Antiepileptika oder Antipsychotika können helfen, die Stimmung zu stabilisieren und innerhalb normaler Grenzen zu halten, aber ihre Rolle in der Suizidprophylaxe ist noch unklar.

Suizidales und selbstschädigendes Verhalten

Also hat ein Forscherteam der Universitäten von Oxford, Uk und Verona, Italien untersucht, ob Li eine spezifische Präventivwirkung auf das suizidale und selbstschädigende Verhalten bei Menschen mit unipolarer oder bipolarer Stimmungsstörung hat.

Sie überprüften und analysierten die Ergebnisse von 48 randomisiert (zufällig) kontrollierten Versuchen mit insgesamt 6.674 Teilnehmern. Die Versuche verglichen Li mit einem Placebo oder aktiven Medikamenten in langfristigen Behandlungen bei affektiven Störungen.

Wirkungsvoller als Placebo

Es zeigte sich, dass das Arzneimittel wirkungsvoller als Placebos beim Reduzieren der Selbstmorde und Todesfälle jeglicher Ursache waren, aber es gab keinen klaren Vorteil von Li bei der Verhinderung bewusster Selbstschädigung, wenn es mit der Gabe von Placebos verglichen wurde.

Beim Vergleich von L. mit Medikamenten konnte eine statistisch bedeutende Differenz nur mit Carbamazepin hinsichtlich der bewussten Selbstschädigung gefunden werden. Insgesamt tendierte Lithium dazu, besser als andere aktive Behandlungen zu sein, mit einer kleinen statistischen Variation zwischen den Ergebnissen.

Quelle: University of Oxford, Universität Verona, Juni 2013

Deutsche Studie zur Suizidprävention gestartet

27.05.2014 Eine weitere Studie zu Lithium – diesmal am Uniklinikum Carl Gustav Carus Dresden – erforscht die langfristen suizidpräventiven Effekte von Lithium.

Die Forscher Michael Bauer und Ute Lewitzka von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden haben im Januar eine vertiefende Forschungsstudie zur suizidverhindernden Wirkung von Lithium gestartet.

Die Studie dauert vier Jahre und es soll untersucht werden, ob Li langfristig neben einer stimmungsstabilisierenden Wirkung auch eine schnell einsetzende Suizid-präventive Wirkung hat. Vor ca. 20 Jahren wurde bereits gezeigt, dass der Wirkstoff einen besonderen suizidprotektiven Einfluss hat. Seither wird Li zur Stimmungsstabilisierung bei affektiven Störungen verwendet.

Die Forscher gehen nicht nur von einer stimmungsstabilisierenden Effekt des Lithiums aus, sondern auch davon, dass es eine schnelle vorbeugende Auswirkung auf eine akute Suizidalität hat. Besonders bei affektiven Störungen wie etwa bei bipolaren oder depressiven Störungen sollen die Patienten von diesem Medikament profitieren können, sagt Lewitzka. Etwa 250 Patienten mit mittelgradig schweren Depressionen und einem bestimmten Maß an suizidalen Symptomen sollen in der Studie aufgenommen werden.

„Wir gehen im Rahmen unserer Forschung davon aus, dass die antisuizidale Wirkung von Li sofort einsetzt und wollen damit die Akzeptanz des Wirkstoffs auch in der Akutversorgung erhöhen“, berichtet Lewitzka weiter.

Obwohl mit Lithium bereits Behandlungserfolge gezeigt werden konnten, gibt es nicht sehr viele Studien dazu im Vergleich zu anderen Psychopharmaka, schreiben die Wissenschaftler.

Wir halten Sie über die Ergebnisse auf dem Laufenden.

© arznei-news.de – Quelle: Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden

Lithium im Trinkwasser ist mit einer niedrigeren Suizidrate verbunden

28.07.2020 Natürlich vorkommendes Lithium im Leitungswasser kann eine Suizidprophylaxe darstellen – so das Ergebnis einer neuen Studie der Brighton and Sussex Medical School (BSMS) und des Instituts für Psychiatrie, Psychologie und Neurowissenschaften am King’s College London.

In der im British Journal of Psychiatry veröffentlichten Studie wurden Forschungsergebnisse aus der ganzen Welt zusammengetragen und festgestellt, dass geografische Gebiete mit relativ hohen Lithiumwerten oder -konzentrationen im städtischen Trinkwasser entsprechend niedrigere Suizidraten aufweisen.

Die Studie beinhaltete eine systematische Durchsicht und Metaanalyse aller früheren Studien zum Thema Lithium als Suizidprophylaxe, die in Österreich, Griechenland, Italien, Litauen, Großbritannien, Japan und den USA durchgeführt wurden und die den natürlich vorkommenden Lithiumgehalt in Trinkwasserproben und die Selbstmordraten in 1.286 Regionen/Ländern/Städten dieser Länder korrelierten.

Professor Allan Young, Vorsitzender des Lehrstuhls für Stimmungsstörungen am King’s College London, schreibt:

Diese Synthese und Analyse aller verfügbaren Erkenntnisse bestätigt frühere Ergebnisse einiger Einzelstudien und zeigt einen signifikanten Zusammenhang zwischen höheren Lithiumgehalten im Trinkwasser und niedrigeren Suizidraten in der Gemeinde.

Die Lithiumgehalte im Trinkwasser sind weit niedriger als die empfohlenen Werte, wenn Lithium als Medikament verwendet wird, obwohl die Dauer der Exposition weitaus länger sein kann, möglicherweise schon ab der Empfängnis.

Diese Ergebnisse stimmen auch mit dem Ergebnis klinischer Studien überein, dass Lithium die Suizidrate und das damit verbundene Suizidverhalten bei Menschen mit einer Stimmungsstörung reduziert.
© arznei-news.de – Quellenangabe: The British Journal of Psychiatry (2020). DOI: 10.1192/bjp.2020.128.

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