Ribociclib kann das Wachstum seltener Hirntumoren bei Kindern verlangsamen

01.09.2024 Ribociclib (Kisqali) – ein Medikament, das bereits zur Behandlung von Brustkrebs eingesetzt wird – kann das Wachstum von diffusen hemisphärischen Gliomen (DHG) verlangsamen, wie neue Forschungsergebnisse zeigen.
Ein Team von Wissenschaftlern des Institute of Cancer Research, London, und des Dana-Farber Cancer Institute, Boston, USA, entdeckte Hinweise auf das Wachstum eines bestimmten Typs von DHG – DHG, H3G34-Mutantion -, die es ihnen ermöglichten, neue gezielte Behandlungen zu erforschen.
Das diffuse hemisphärische Gliom ist ein seltener, hochgradiger Hirntumor im Kindesalter mit einer Prognose von 18-22 Monaten; es gibt derzeit keine Heilung. Schätzungen zufolge handelt es sich bei mehr als 30 % aller pädiatrischen hochgradigen Gliome um die Variante DHG-H3G34.
In Labortests und vorklinischen Modellen entdeckten die Forscher, dass die Tumorzellen die normale Entwicklung der Neuronen stören, so dass sie wie unreife, frühe neuronenähnliche Zellen aussehen.
Auf der Suche nach neuen Behandlungen
Bei der Untersuchung der Frage, was diese Zellen für neuartige Behandlungen anfällig macht, stellte sich heraus, dass sich die gezielte Beeinflussung des Proteins CDK6, das an der Regulierung der Zellteilung beteiligt ist, als vielversprechend erweisen könnte. Eine abnorme Aktivität des CDK6-Proteins kann zu einer unkontrollierten Zellteilung führen – ein Merkmal von Krebs.
Ribociclib ist ein CDK4/6-Hemmer, der zur Behandlung von Brustkrebs zugelassen ist. In dieser Studie wurde er jedoch zur Behandlung eines Kindes mit einem Hirntumor eingesetzt, nachdem andere Behandlungen versagt hatten. Die Behandlung führte zu einer stabilen Erkrankung für weitere 17 Monate, bis der Tumor wieder zu wachsen begann.
Diese sehr frühen Ergebnisse sind bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass die Prognose für Kinder, bei denen diese aggressiven Hirntumoren diagnostiziert werden, normalerweise schlecht ist. Das Kind wird derzeit weiter behandelt, mehr als vier Jahre nach seiner Diagnose.
Klinische Studien sind in Sicht
Ribociclib ist zwar kein Heilmittel für diesen verheerenden Hirntumor, doch sind diese Ergebnisse laut den Studienautoren von Bedeutung, da die Krankheit in der Regel innerhalb von 3,5 Monaten nach dem Wiederauftreten fortschreitet.
Es besteht die Hoffnung, dass diese Forschung den Weg für klinische Studien ebnen könnte, da es sich um einen vorläufigen Test an nur einem Kind handelte.
Diese Forschung zeigte auch, dass DHG-H3G34-Tumoren besser auf CDK4/CDK6-Hemmer ansprechen als andere hochgradige Gliomtypen – was die Tür für gezieltere Behandlungen für diesen genetisch unterschiedlichen Tumortyp öffnet.
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CDK4/6-Inhibitoren könnten in einer kombinierten Behandlungsstrategie eingesetzt werden
Da CDK4/6-Inhibitoren das Wachstum von Tumorzellen verlangsamen und sie nicht abtöten, wäre dies keine alleinstehende Behandlung, weshalb Kombinationstherapien erforscht werden müssen.
Chris Jones, Professor für die Biologie von Hirntumoren bei Kindern am Institute of Cancer Research in London, sagte: „Diese Arbeit zeigt, wie wichtig es ist, zu verstehen, wie sich Hirntumore entwickeln, um bessere Wege zur Behandlung dieser Patienten zu finden“.
„Es war eine Überraschung zu sehen, dass diese Art von Gliomen aus sich entwickelnden Neuronen zu entstehen scheint, aber wir konnten dieses Wissen nutzen, um spezifische Schwachstellen in diesen Krebszellen zu finden, die wir nun hoffentlich in klinische Versuche umsetzen können.“
© arznei-news.de – Quellenangabe: The Institute of Cancer Research