ADHS-Medikamente und Drogen-Missbrauch

Studie zeigt, dass die Behandlung von ADHS in der Kindheit mit stimulierenden Medikamenten nicht mit erhöhtem Drogenkonsum im späteren Leben verbunden ist

ADHS-Medikamente und Drogen-Missbrauch

05.07.2023 Kinder, die ein verschreibungspflichtiges Stimulans einnehmen, um die Symptome der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) zu behandeln, weisen laut einer neuen Studie von Forschern der University of Pittsburgh School of Medicine als Jugendliche oder junge Erwachsene kein erhöhtes Risiko für einen größeren Drogenkonsum oder eine Substanzkonsumstörung (SUD; Drogensucht) auf.

Die in der Fachzeitschrift JAMA Psychiatry veröffentlichte Studie kann Eltern und Ärzte beruhigen, die vielleicht zögern, ADHS-Medikamente mit stimulierender Wirkung zu verschreiben, weil sie befürchten, dass diese den Grundstein für einen späteren Drogenkonsum legen könnten.

„Stimulanzien sind für die meisten Menschen mit ADHS die empfohlene Behandlung der ersten Wahl – die Medikamentenklasse ist eine evidenzbasierte Behandlung mit wenigen Nebenwirkungen“, sagte Dr. Brooke Molina, Professorin für Psychiatrie, Psychologie und Pädiatrie an der Pitt University. „Da Stimulanzien von der Drug Enforcement Administration als Substanzen der Kategorie zwei mit Missbrauchspotenzial eingestuft werden, befürchten viele Menschen, dass es zu einem schädlichen Drogenkonsum kommen könnte.

Die Studie

Molina und ihre Kollegen untersuchten Patienten mit ADHS über einen Zeitraum von 16 Jahren von der Kindheit über die Jugend bis ins frühe Erwachsenenalter, um festzustellen, ob es einen Zusammenhang zwischen der Behandlung mit Stimulanzien und dem späteren Drogenkonsum gibt.

Die an der Pitt University durchgeführte Studie ist eine der ersten, die sich mit dem Zusammenhang zwischen der Einnahme von verschreibungspflichtigen Stimulanzien in der Kindheit und späterem Drogenkonsum befasst und dabei Dutzende von demografischen, klinischen und psychosozialen Faktoren berücksichtigt, die eine Person für eine Behandlung und den Konsum von Drogen prädisponieren können.

Kein Zusammenhang zwischen Stimulanzien und Drogenmissbrauch

Unter Berücksichtigung des Alters und anderer zeitlich variabler Merkmale wie Haushaltseinkommen, Verhaltensprobleme und elterliche Unterstützung fanden die Pitt-Forscher keine Hinweise darauf, dass die Behandlung mit verschreibungspflichtigen Stimulanzien in der Kindheit Jugendliche oder junge Erwachsene mit ADHS vor der Entwicklung einer Drogensucht schützt. Allerdings fanden die Forscher auch keinen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Stimulanzien in der Kindheit und einem späteren erhöhten Drogenmissbrauch.

Während einige Studienteilnehmer selbst berichteten, dass sie im Laufe der Zeit vermehrt stark tranken, Marihuana konsumierten, täglich Zigaretten rauchten und andere Substanzen konsumieren, wurde auch bei der Behandlung mit Stimulanzien ein Zusammenhang mit dem Alter festgestellt, wobei ältere Teilnehmer mit geringerer Wahrscheinlichkeit weiterhin Medikamente einnahmen. Nach einer genauen statistischen Analyse dieser Tendenzen ergaben die Ergebnisse keinen Hinweis darauf, dass ein längerer Konsum von Stimulanzien mit einem verringerten oder erhöhten Risiko für Substanzkonsumstörung verbunden ist.

„Wir hoffen, dass die Ergebnisse dieser Studie zur Aufklärung von Ärzten und Patienten beitragen werden“, sagte Molina. „Ich gehe davon aus, dass die Ängste von Eltern und Patienten gelindert werden, wenn sie erkennen, dass die ursprünglich in der Kindheit verschriebenen Stimulanzien nicht mit einem schädlichen Drogenkonsum in Verbindung gebracht werden.“

© arznei-news.de – Quellenangabe: JAMA Psychiatry. Published online July 5, 2023. doi:10.1001/jamapsychiatry.2023.2157

News zu: ADHS-Medikamente und Drogen-Missbrauch

Timing der ADHS-Medikation beeinflusst Risiko für Drogenmissbrauch

14.06.2016 Eine neue im Journal of the American Academy of Child & Adolescent Psychiatry veröffentlichte Studie der Michigan Universität untersuchte den Gebrauch von stimulierenden ADHS-Medikamenten und dem Potenzial für Substanz-Missbrauch unter Jugendlichen.

Alter und Zeitraum

Die Forscher entdeckten, dass Kinder, die Ritalin, Adderall oder andere stimulierende Medikamente (Psychostimulanzien) zur Behandlung von ADHS über einen längeren Zeitraum (6 oder mehr Jahre) früh im Leben (im Alter von 9 Jahren oder jünger) einnehmen, kein größeres Risiko für Drogenmissbrauch in der späteren Adoleszenz zeigen als Teenager ohne ADHS.

Teenager jedoch, die Stimulanzien wegen Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung für eine kurze Zeit (2 Jahre oder weniger und 3-5 Jahre) später in der Adoleszenz einnahmen (im Alter von 10-14 und älter) hatten ein höheres Risiko für die Entwicklung von Substanzmissbrauch.

Die Studie berücksichtigte die Daten (2005 bis 2014) von 40.000 Personen aus 10 Kohorten, die Fragen zu ihrer ADHS-Medikation und Substanzmissbrauch beantworteten.

Die Studie ist weithin generalisierbar, da die große Populationsgröße den Forschern erlaubte, den Gebrauch der vom Arzt verschriebenen ADHS-Medikamente nach Geschlecht zu trennen.

Keine Geschlechterunterschiede

Die Ergebnisse zeigen keine Geschlechterunterschiede bei allen Verbindungen zwischen stimulierenden Medikamenten zur Behandlung von ADHS und Gefahr des Substanzmissbrauchs, sagte Studienautor Sean Esteban McCabe.

Doch männliche Teilnehmer nahmen mit größerer Wahrscheinlichkeit stimulierende Medikamente zur ADHS-Behandlung, während es keine Geschlechtsunterschiede bei den nicht-stimulierenden Medikamenten gab.

Angesichts dessen, dass eine höhere Gefahr für Drogenkonsum von einer späteren Einleitung stimulierender Medikamente zur Behandlung von ADHS während der Adoleszenz ausgeht, empfehlen die Forscher, diese Untergruppe sorgfältig auf präexistierende Risikofaktoren und ein Verhalten zu kontrollieren, dass auf die Einnahme von Drogen hinweist.

© arznei-news.de – Quellenangabe: Michigan Universität, Journal of the American Academy of Child & Adolescent Psychiatry – DOI: 10.1016/j.jaac.2016.03.011; Juni 2016

ADHS-Medikamente mit geringerem Risiko für Alkohol- und Drogenmissbrauch verbunden

14.07.2017 Die Verschreibung von Medikamenten zur Behandlung der Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung ist mit einem deutlich niedrigeren Risiko für Substanzgebrauch bei Jugendlichen und Erwachsenen mit ADHS verbunden laut einer im Fachblatt American Journal of Psychiatry publizierten Studie.

Alkoholmissbrauch / Drogenmissbrauch

Das Risiko für Alkoholmissbrauch / Drogenmissbrauch während der Medikationsphasen war 35 Prozent niedriger bei Männern und 31 Prozent niedriger bei Frauen in der Studie im Vergleich zu Phasen, in denen die Medikamente nicht genommen wurden. Die Ergebnisse basieren auf der Analyse von fast 3 Millionen Menschen mit ADHS in den Vereinigten Staaten.

Als eine der größten Analysen zu den Risiken und Nutzen von ADHS-Medikamenten, erfasste die Studie anonyme Daten der Krankenversicherungen von 146 Millionen Menschen aus den Jahren 2005 bis 2014.

Von den fast 3 Millionen Menschen mit ADHS in der Datenbank, hatten 57 Prozent Phasen, in denen ihnen ADHS-Medikamente verschrieben bzw. nicht verschrieben wurden, um die Störung zu behandeln, schreiben die Forscher um Patrick D. Quinn von der Universität Indiana. Diese Phasen wurden miteinander verglichen.

Etwa 2 Prozent suchten eine Notfallambulanz wegen Problemen aufgrund von Drogenmissbrauch auf. Das mittlere Alter der Studienteilnehmer war 21 bei den Männern und 28 bei den Frauen.

Langfristige Auswirkungen

Es konnte auch gezeigt werden, dass männliche Patienten im Schnitt eine um 19% niedrigere Wahrscheinlichkeit für Vorfälle aufgrund von Drogenmissbrauch (Krankenhausaufenthalte etc.) 2 Jahre nach Medikationsphasen hatten (Odds Ratio = 0,81; 95% CI = 0,78-0,85), und weibliche Patienten hatten eine um 14% niedrigere Wahrscheinlichkeit für substanzverbundene Ereignisse 2 Jahre nach Phasen, in denen Medikamente verschrieben wurden (Odds Ratio = 0,86; 95% CI = 0,82-0,91).

Die Mehrheit der ADHS-Medikamente, die in der Studie verwendet wurden, waren Stimulanzien wie Adderall (ein in den USA zulassenes Medikament mit den Wirkstoffen Amphetamin und Dextroamphetamin), und Ritalin bzw. Methylphenidat. Medikamente wie Strattera bzw. Atomoxetin (Non-Stimulanzien) wurden signifikant weniger oft verschrieben.

Koautor Brian M. D’Onofrio führte bereits mehrere Studie auf der Grundlage von Patientendaten aus Schweden durch, die ähnlich niedrigere Risiken für Drogenmissbrauch und auch für Verkehrsunfälle bei Menschen mit ADHS, die diese Medikamente nahmen, belegten.

Damit zeigt die Studie, dass ADHS-Medikamente nicht mit einem erhöhten Risiko für Alkohol- bzw. Drogenmissbrauch bei Erwachsenen und Heranwachsenden in Verbindung stehen – sondern eher das Risiko verringern, schließen die Forscher.

© arznei-news.de – Quellenangabe: Universität Indiana, American Journal of Psychiatry – http://dx.doi.org/10.1176/appi.ajp.2017.16060686; Juli 2017

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