Dapagliflozin schützt Nieren auch bei der Nierenerkrankung fokale segmentale Glomerulosklerose
07.06.2021 Die fokal segmentale Glomerulosklerose (FSGS) ist eine seltene Form der Nierenentzündung (Glomerulonephritis), bei der die Glomeruli zunehmend vernarben (sklerotisch), was zu einem fortschreitenden Verlust der Nierenfunktion führt. Bei der Pathogenese spielt eine Dysregulation des Immunsystems eine Rolle, weshalb neben einer supportiven Therapie (insbesondere Blockierung des Renin-Angiotensin-Systems mit ACE-Hemmern oder Angiotensin-Rezeptorblockern) auch eine immunsuppressive Therapie mit Glukokortikoiden erfolgreich sein kann. Dennoch werden viele Patienten im Verlauf der Erkrankung dialysepflichtig. Neue Therapieansätze, die die Nierenfunktion stabilisieren oder schützen, sind daher notwendig.
Stabilisierung der Nierenfunktion durch SGLT2-Inhibitoren
Bei Patienten mit Typ-2-Diabetes, die häufig eine begleitende Nierenschädigung aufweisen, führt die Behandlung mit einem oralen Antidiabetikum aus der Gruppe der SGLT2-Inhibitoren (Gliflozine) zu einer Stabilisierung der Nierenfunktion und einer Verbesserung der klinischen (renalen und kardiovaskulären) Ergebnisse.
Diese Medikamente hemmen SGLT-2 (Natrium-abhängiger Glukose-Co-Transporter 2) im proximalen Nierentubulus und erhöhen dadurch die Glukoseausscheidung im Urin. In der DAPA-CKD-Studie konnte gezeigt werden, dass der SGLT2-Inhibitor Dapagliflozin (Forxiga) das Risiko für einen fortschreitenden Verlust der Nierenfunktion bei Patienten mit chronischer Nierenerkrankung (CKD) sowohl bei Vorliegen als auch bei Nichtvorliegen eines Diabetes mellitus deutlich reduziert.
Subgruppenanalyse zu Patienten mit fokaler segmentaler Glomerulosklerose
Eine vorspezifizierte Subgruppenanalyse untersuchte speziell die Sicherheit und Wirksamkeit bei Studienpatienten mit FSGS. Die Studie umfasste 115 Teilnehmer mit fokaler segmentaler Glomerulosklerose (FSGS), die randomisiert entweder 10 mg Dapagliflozin (n=53) oder Placebo (n=62) zusätzlich zur Standardtherapie erhielten.
Der kombinierte primäre Endpunkt umfasste eine >=50%ige Abnahme der eGFR, das Erreichen der Dialysepflichtigkeit oder den kardiovaskulären Tod. In der vorliegenden Analyse wurde speziell der Verlauf der Nierenfunktion (eGFR) während der medianen Nachbeobachtungszeit von 2,4 Jahren untersucht. Die FSGS-Patienten waren 53,7±13,9 Jahre alt, hatten eine glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) von 41,6±11,6 ml/min/1,73 m2 und eine mediane Proteinausscheidung im Urin von 1553 (758-2257) mg/g.
Vergleich mit Placebo
Die Ergebnisse zeigten, dass vier von 53 Patienten unter Dapagliflozin (7,5%) und neun von 62 Patienten unter Placebo (14,5%) den primären Endpunkt erreichten (HR 0,54). In den ersten zwei Wochen nach Studienbeginn trat das bekannte Phänomen des initialen eGFR-Abfalls auf (eGFR-Abfall von -4,5 ml/min/1,73m2 in der Dapagliflozin-Gruppe im Vergleich zu -0,8 ml/min/1,73m2 in der Placebo-Gruppe). Über die restliche Studiendauer betrug der jährliche eGFR-Abfall -1,9 versus -4,2 ml/min/1,73 m2. Die Verträglichkeit und Sicherheit von Dapagliflozin waren gut, und die Abbrüche aufgrund von Nebenwirkungen waren in beiden Gruppen ähnlich.
Die Ergebnisse mehrerer früherer Studien haben gezeigt, dass SGLT2-Hemmer die kardiovaskulären und nierenbezogenen Ergebnisse bei Patienten mit Typ-2-Diabetes verbessern. Wir wissen, dass sich diese Nutzen für Dapagliflozin auch auf Patienten mit Herzinsuffizienz und chronischer Nierenerkrankung erstrecken, die nicht an Diabetes leiden. Neue Daten aus dieser Subgruppenanalyse legen nahe, dass auch FSGS-Patienten davon profitieren, schließt Studienautor Prof. David Wheeler.
© arznei-news.de – Quellenangabe: ERA-EDTA Congress 2021.
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