Psychedelika im Gehirn: Neurobiologische Auswirkungen

Lachgas, LSD und Ketamin führen zu ähnlichen Netzwerkveränderungen im menschlichen Kortex

Psychedelika im Gehirn: Neurobiologische Auswirkungen

26.04.2023 Distickstoffoxid – umgangssprachlich als Lachgas bekannt – wird seit dem 19. Jahrhundert klinisch als Anästhetikum zur Schmerzlinderung eingesetzt. In kleineren Mengen kann es jedoch bewusstseinsverändernde Erfahrungen hervorrufen, darunter Glücksgefühle, Spiritualität und das Gefühl, sich außerhalb des eigenen Körpers zu befinden – ganz ähnlich wie bei den psychedelischen Substanzen LSD und Ketamin.

Eine Studie unter der Leitung von Dr. George Mashour und Dr. Richard Harris vom kürzlich gegründeten Michigan Psychedelic Center an der University of Michigan Medical School befasst sich mit der Neurobiologie psychedelischer Erfahrungen.

Mithilfe von fMRT untersuchte das Team die Gehirnaktivität gesunder Personen, denen Lachgas verabreicht wurde, und verglich diese Aktivität mit Daten, die von Teilnehmern in verschiedenen Studien erhoben wurden, denen Ketamin und LSD verabreicht wurde, um festzustellen, ob die Neurobiologie der psychedelischen Erfahrung ähnlich ist.

Darüber hinaus wurden diese Daten mit einer Kontrollgruppe verglichen, denen Propofol – ein übliches Narkosemittel – verabreicht wurde, um zwischen Gehirnveränderungen zu unterscheiden, die nicht mit der psychedelischen Erfahrung zusammenhängen.

Aktivitäten im Gehirn

Das Team stellte fest, dass die Teilnehmer unter dem Einfluss aller psychedelischer Drogen – im Vergleich zu Propofol – eine verringerte Konnektivität innerhalb eines bestimmten Netzwerks, aber eine erhöhte Konnektivität zwischen verschiedenen Netzwerken aufwiesen.

Obwohl es bemerkenswerte Unterschiede gab, erhöhte jedes Psychedelikum die Konnektivität zwischen der rechten temporoparietalen Verbindung und dem intraparietalen Sulcus in beiden Hemisphären des Gehirns sowie zwischen dem Precuneus und dem linken intraparietalen Sulcus.

„Heiße Zone“

Diese Knotenpunkte befinden sich in der sogenannten kortikalen „heißen Zone“ des Gehirns, einem Bereich, von dem angenommen wird, dass er für die Bestimmung des Inhalts bewusster Erfahrungen entscheidend ist. Dies könnte dazu beitragen, die veränderten Bewusstseinszustände zu erklären, die von Personen beschrieben werden, denen diese psychedelischen Substanzen verabreicht wurden.

Die Tatsache, dass sich die Aktivitätsmuster überschneiden, die mit Distickstoffoxid, Ketamin und LSD in Verbindung gebracht werden, weist auf eine gemeinsame zugrundeliegende Biologie hin, fügen die Wissenschaftler hinzu. Weitere Forschungen zur Ermittlung der Besonderheiten dieser Biologie könnten den Forschern bei der Entscheidung helfen, wie Psychedelika am besten als Therapeutika eingesetzt werden können.

© arznei-news.de – Quellenangabe: NeuroImage (2023). DOI: 10.1016/j.neuroimage.2023.120097

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