Alzheimer-Krankheit: Levetiracetam verbessert kognitive Funktionen

Wirkung von Levetiracetam auf die Kognition bei Patienten mit Alzheimer-Krankheit mit und ohne epileptiforme Aktivität

Alzheimer-Krankheit: Levetiracetam verbessert kognitive Funktionen

28.09.2021 Ein preiswertes Medikament gegen Krampfanfälle (Levetiracetam; Handelsname u.a. Keppra) verbessert deutlich das Lernen und das Gedächtnis sowie andere kognitive Funktionen bei Alzheimer-Patienten, die epileptische Aktivität in ihrem Gehirn aufweisen. Dies geht aus einer in JAMA Neurology veröffentlichten Studie hervor.

Die Studie

In der Studie wurden 54 Patienten mit leichten Alzheimer-Symptomen mit Hilfe eines Elektroenzephalogramms (EEG), mit dem sie über Nacht überwacht wurden, und eines einstündigen Magnetoenzephalogramms (MEG), mit dem die durch die elektrische Aktivität erzeugten magnetischen Wellen erfasst wurden, auf ’stille‘ epileptische Aktivität untersucht.

Von den für die Studie ausgewählten Patienten kamen 34 für die Teilnahme in Frage, von denen fast 40 % eine epileptische Aktivität aufwiesen und der Rest keine epileptische Aktivität hatte (Patienten, die aufgrund bereits bestehender Anfallsleiden Medikamente gegen Anfälle einnahmen, wurden vor dem Screening ausgeschlossen).

Diese Patienten wurden dann in zwei Gruppen aufgeteilt, wobei die eine Gruppe vier Wochen lang ein Placebo erhielt, gefolgt von einer vierwöchigen Phase ohne Medikament und anschließend vier Wochen lang zweimal täglich eine Dosis von 125 mg Levetiracetam. Die zweite Gruppe erhielt die gleiche Behandlung in umgekehrter Reihenfolge. Dank dieses Crossover-Designs konnte die Intervention an allen Teilnehmern getestet werden, wobei weder die Patienten noch die Forscher wussten, ob der Patient in einer bestimmten Woche das tatsächliche Medikament einnahm.

Verbesserung der kognitiven Funktionen

Während des Studienzeitraums testeten die Forscher Fähigkeiten wie Problemlösungsvermögen, logisches Denken, Wortgedächtnis und Navigationsfähigkeit der Patienten. Mit Hilfe eines Fahrsimulators auf einem Computermonitor mussten die Teilnehmer beispielsweise lernen, sich auf einer Straßenroute durch eine virtuelle Stadt zu bewegen.

Die Forscher stellten fest, dass die mit Levetiracetam behandelten Patienten tendenziell eine Verbesserung der kognitiven Funktionen aufwiesen, doch als die Patienten in solche mit stiller epileptischer Aktivität und solche ohne diese Aktivität unterteilt wurden, zeigten die Patienten mit stiller epileptischer Aktivität einen deutlichen Nutzen aus der Behandlung mit Levetiracetam.

Es gab sehr deutliche Unterschiede zwischen den Gruppen, sagt Studienautor Dr. Keith Vossel von der University of California, Los Angeles. Es gibt einen Subtyp der Alzheimer-Krankheit, den man als epileptische Variante bezeichnen könnte und der recht häufig vorkommt: Er tritt bei etwa 60 % der Patienten auf. Patienten mit dieser Form der Alzheimer-Krankheit zeigten eine symptomatische Verbesserung unter Levetiracetam.

Alzheimer-Krankheit mit stiller epileptischer Aktivität

Wenn Ärzte die Alzheimer-Krankheit diagnostizieren, testen sie in der Regel nicht auf stille Anfälle, so dass die Ergebnisse der Studie sie anregen könnten, einige Patienten möglicherweise auf epileptische Aktivitäten zu testen.

Es gibt einige klinische Merkmale, die darauf hinweisen, dass Alzheimer-Patienten mit größerer Wahrscheinlichkeit stille epileptische Anfälle haben, sagt Vossel. Das Hauptmerkmal sei, dass sie bei Beginn der Symptome unter 65 Jahre alt sind. Tatsächlich schien das Medikament auch jüngeren Patienten zu nützen, selbst wenn sie keine nachweisbare epileptische Aktivität hatten, sagt er.

Die Patienten in der Studie nahmen bereits die derzeit zugelassenen Medikamente gegen Alzheimer ein, und diese Studie zeigt, dass Levetiracetam die kognitiven Funktionen besser verbessert als die derzeitigen Behandlungen allein. Künftige Studien werden erforderlich sein, um herauszufinden, ob die langfristige Einnahme des Medikaments das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen kann.

© arznei-news.de – Quellenangabe: JAMA Neurology (2021). DOI: 10.1001/jamaneurol.2021.3310

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