Acetylsalicylsäure (Aspirin): Blutungsrisiko, Blutungen

KurzInfo

News – Blutungsrisiko, Blutungen

Höheres Blutungsrisiko bei älteren Menschen

15.06.2017 Die Verwendung von täglichem Aspirin (Acetylsalicylsäure) zur Blutverdünnung bei Personen im Alter von über 75 Jahren ist mit einem viel höheren Risiko großer und potenziell tödlicher Magenblutungen verbunden als bisher angenommen laut den Ergebnissen einer 10-jährigen Forschung, die in The Lancet veröffentlicht wurde.

Protonenpumpenhemmer

Während ein kurzzeitiger Einsatz von Aspirin nach einem Schlaganfall oder Herzinfarkt „klare Vorteile“ hat, sagen die Autoren der Studie der Oxford Universität, sollten Patienten über 75 Jahren, die das Medikament auf einer täglichen Basis nehmen, ein Protonenpumpenhemmer verschrieben werden, um das Blutungsrisiko zu reduzieren.

Bis zu 60 Prozent der Erwachsenen in dieser Altersgruppe in den USA und Europa nehmen täglich Aspirin oder andere Antithrombozyten-Medikamente, um Herzinfarkte oder Schlaganfälle zu verhindern. Die lebenslange Behandlung wird für die Sekundärprävention empfohlen, aber diese Empfehlung basiert auf Studien, die weitgehend mit Teilnehmern unter 75 Jahren durchgeführt wurden, schreiben die Wissenschatler.

Sie wissen seit einiger Zeit, dass Acetylsalicylsäure das Risiko für Blutungen für ältere Patienten erhöht. Aber die neue Studie gibt ein viel klareres Bild des Umfanges des erhöhten Risikos und der Schwere und Konsequenzen von Blutungen, sagte Studienautor Professor Peter Rothwell.

Die Erkenntnisse stellen die Ausgewogenheit von Risiko und Nutzen der langfristigen täglichen Aspirin-Einnahme bei Personen im Alter von 75 oder älter in Frage, wenn ein Protonen-Pumpen-Inhibitor nicht gleichzeitig verschrieben wird. Allerdings ist das abrupte Stoppen der Medikamente definitiv nicht empfohlen, also sollten die Patienten immer mit ihren Ärzten sprechen, schreiben die Forscher.

Altersvergleich bei den Blutungen

Die Oxford Vascular Studie untersuchte die Daten von 3.166 Patienten, die zuvor einen Schlaganfall oder Herzinfarkt hatten und denen Antithrombozyten-Medikamente (meist Aspirin) verschrieben wurden. Für Patienten unter 65 mit täglicher Aspirin-Einnahme betrug die jährliche Rate an Blutungen, die einen Krankenhausaufenthalt erforderlich machten, etwa 1,5 Prozent, aber für diejenigen im Alter von 75-84 Jahren betrug die Rate schon 3,5 Prozent und 5 Prozent für Patienten über 85 Jahre.

Das Risiko beeinträchtigender oder tödlicher Blutungen stieg ebenfalls mit dem Alter an und betrug weniger als 0,5 Prozent für unter 65-jährige Patienten und 1,5 Prozent für Personen im Alter von 75-84 Jahren und fast 2,5 Prozent für Patienten im Alter von 85 Jahren und älter.

Die Autoren nehmen an, dass PPI obere gastrointestinale Blutungen um 70-90 Prozent bei Patienten in langfristiger Antithrombozyten-Behandlung kürzen könnten, aber betonen, dass derzeit deren Verschreibung nicht Routine ist und nur etwa ein Drittel der Patienten in der Studie sie nahmen.
© arznei-news.de – Quelle: Linxin Li, Olivia C Geraghty, Ziyah Mehta, Peter M Rothwell. Age-specific risks, severity, time course, and outcome of bleeding on long-term antiplatelet treatment after vascular events: a population-based cohort study. The Lancet, 2017; DOI: 10.1016/S0140-6736(17)30770-5

Häufige Anwendung von Aspirin kann zu vermehrten Blutungen führen

22.01.2019 Eine im Journal of the American Medical Association veröffentlichte Forschungsarbeit berichtet, dass die regelmäßige Einnahme von Aspirin (aktive Substanz ist Acetylsalicylsäure) zur Vorbeugung von Herzinfarkt und Schlaganfall zu einem erhöhten Risiko (fast 50%) für schwere Blutungen führen kann.

Auswirkungen

Sean L. Zheng vom Imperial College London und Kollegen untersuchten die Gesamtauswirkungen auf Patienten, die keine bekannten Herz-Kreislauf-Erkrankungen hatten. Sie fanden heraus, dass es zwar mit einem geringeren Risiko für Herzinfarkte und andere kardiovaskuläre Ereignisse verbunden war, aber zu einem erhöhten Risiko für schwere Blutungen führte.

Während Aspirin bekanntlich das Risiko für Menschen reduziert, die zuvor Schlaganfälle und Herzinfarkte erlitten haben, ist der Nachweis der Rolle des Medikaments bei der anfänglichen Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ungewiss.

Ohne bekannte Vorgeschichte von Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Die Forschungsarbeit untersuchte die Ergebnisse von Studien, an denen mehr als 1.000 Teilnehmer ohne bekannte Vorgeschichte von Herz-Kreislauf-Erkrankungen teilnahmen und bei denen ein Follow-up nach zwölf Monaten stattfand. Verglichen wurden mit Aspirin behandelte Personen mit Teilnehmern, die Placebo einnahmen oder überhaupt keine Behandlung erhielten.

Die Ergebnisse zeigten:

  • Der Einsatz von Acetylsalicylsäure (ASS) war mit einem um 11% geringeren Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse verbunden.
  • Etwa 250 Patienten mussten 5 Jahre lang mit Aspirin behandelt werden, um einen einzelnen Herzinfarkt, Schlaganfall oder kardiovaskulären Tod zu verhindern.
  • Die Aspirineinnahme war mit 43% der schweren Blutungen verbunden, verglichen mit denen, die das Medikament nicht einnahmen.
  • Etwa jeder 200. mit ASS behandelte Teilnehmer hatte eine starke Blutung.
  • Es konnte keine Auswirkung von Acetylsalicylsäure auf neue Krebsdiagnosen oder Todesfälle festgestellt werden.

© arznei-news.de – Quellenangabe: Journal of the American Medical Association – doi:10.1001/jama.2018.20578

Prognostisches Modell für Blutungsrisiko unter Aspirinanwendung entwickelt

26.02.2019 Prognostische Modelle für das Blutungsrisiko, die die absoluten Blutungsfolgen von Aspirin abschätzen können, wurden für Personen entwickelt, bei denen Aspirin (Acetylsalicylsäure) zur primären Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen (CVD) in Betracht gezogen wird, laut einer in Annals of Internal Medicine veröffentlichten Studie.

Vanessa Selak von der Universität Auckland in Neuseeland und Kollegen führten eine prospektive Kohortenstudie mit 385.191 Personen im Alter von 30 bis 79 Jahren durch, deren CVD-Risiko bewertet wurde. Prognostische Blutungsrisikomodelle wurden für Personen entwickelt, bei denen Aspirin für die primäre Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Betracht gezogen werden kann. Die wichtigsten Modelle enthielten demographische Merkmale, klinische Messwerte, Familienanamnese von frühen CVD, Krankengeschichte und Medikamenteneinnahme.

Die Forscher fanden heraus, dass 4.442 Personen während 1.619.846 Personenjahren im Follow-up schwere Blutungen hatten; 7 Prozent dieser Blutungsereignisse waren tödlich. Die Hauptmodelle prognostizierten ein mittleres Fünfjahresblutungsrisiko von 1,0 bzw. 1,1 Prozent bei Frauen und Männern. Es gab eine gute Kalibrierung über den gesamten Risikobereich in Diagrammen von vorhergesagten gegenüber beobachteten Ereignisraten.

Die Frage, bei der der Nutzen von Aspirin in der Primärprävention wahrscheinlich größer ist als der Schaden, könnte durch eine individualisierte Schätzung der Anzahl der CVD-Ereignisse, die wahrscheinlich durch Aspirin vermieden werden, und der Blutungen, die durch Aspirin verursacht werden, beantwortet werden, schreiben die Autoren. Ein solches Tool, das die in diesem Artikel beschriebenen prognostischen Risikomodelle für Blutungen verwendet, befindet sich in der Entwicklung, kündigen sie an.
© arznei-news.de – Quellenangabe: Annals of Internal Medicine – DOI: 10.7326/M18-2808

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