Gehirnstruktur und Ansprechen auf Antidepressiva

Neuroanatomische Dimensionen bei medikamentenfreien Personen mit schwerer depressiver Störung und Ansprechen auf die Behandlung mit SSRI-Antidepressiva oder Placebo

Gehirnstruktur und Ansprechen auf Antidepressiva

13.01.2024 Neue Forschungsarbeiten des Institute of Psychiatry, Psychology & Neuroscience (IoPPN) am King’s College London, der University of East London (UEL) und der University of Pennsylvania haben mit Hilfe künstlicher Intelligenz die Bilder des Gehirns von Menschen mit einer schweren depressiven Störung (MDD) analysiert.

Der in der Fachzeitschrift Nature Mental Health veröffentlichte Artikel zeigt, dass die Menge an grauer und weißer Hirnsubstanz bei klinischen Depressionen das Ansprechen auf herkömmliche Antidepressiva (SSRI) und auf Placebo-Medikamente vorhersagen kann.

Die Wissenschaftler untersuchten die Gehirnscans von 685 Teilnehmern mit einer bestätigten Diagnose einer schweren depressiven Störung, die eine depressive Episode von mindestens mittlerem Schweregrad durchmachten und zum Zeitpunkt der Untersuchung keine Medikamente einnahmen. Dies wurde mit den Gehirnscans von 699 gesunden Kontrollpersonen verglichen.

Das Forscherteam stellte zwei unterschiedliche „Dimensionen“ fest. Die Dimension 1 (D1) zeichnete sich durch eine erhaltene graue und weiße Substanz aus, die den Werten der gesunden Kontrollpersonen entsprach. Im Gegensatz dazu wiesen diejenigen in Dimension 2 (D2) weit ausgedehnte Verringerungen auf.

„Depressionen können einen enormen Einfluss auf das tägliche Leben eines Menschen haben. Sie sind nicht nur die häufigste Ursache für Beeinträchtigungen, sondern auch die Hauptursache für Suizid. Trotzdem haben wir keine Biomarker, die uns bei der Identifizierung von Depressionen helfen, und wir können das Ansprechen auf eine Behandlung nicht auf individueller Ebene vorhersagen. In dieser Studie haben wir maschinelles Lernen eingesetzt, um MRT-Scans bei Depressionen zu analysieren. Unsere Ergebnisse sind ein wichtiger erster Schritt bei der Definition der Biomarker, die eine Depression ausmachen“, sagt die Erstautorin der Studie, Professor Cynthia Fu vom King’s IoPPN und der UEL.

Die Forscher wollten auch untersuchen, wie diese Dimensionen mit der klinischen Reaktion auf die Einnahme von Antidepressiva zusammenhängen. Sie fanden heraus, dass Teilnehmer der Dimension D1 im Vergleich zu Placebo deutlich besser auf SSRI-Medikamente ansprachen. Bei den Teilnehmern der Gruppe D2 hingegen gab es keine signifikanten Unterschiede in der Wirksamkeit von SSRI oder Placebos. Das Forscherteam schlägt vor, dass dies als Biomarker dienen könnte, um die Wahrscheinlichkeit einer Behandlungsresistenz viel früher zu erkennen.

© arznei-news.de – Quellenangabe: Nature Mental Health (2024). DOI: 10.1038/s44220-023-00187-w

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