Studie untersuchte die Auswirkungen der langfristigen Verabreichung von Stimulanzien und Nicht-Stimulanzien auf exekutive Funktionen bei ADHS
11.06.2024 Die Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist eine der häufigsten neurologischen Entwicklungsstörungen und kann in der Mehrzahl der Fälle bis ins Erwachsenenalter andauern. ADHS wird mit Defiziten bei kognitiven Funktionen in Verbindung gebracht, insbesondere bei exekutiven Funktionen wie motorischer und Interferenzhemmung, anhaltender Aufmerksamkeit, Arbeitsgedächtnis, Timing, psychomotorischer Geschwindigkeit, Reaktionszeitvariabilität und Umschalten zwischen Aufgaben (Switchen).
Dies ist laut den Studienautoren die erste Metaanalyse zu den Auswirkungen der langfristigen Einnahme von Medikamenten auf die Kognition bei ADHS, wobei Aufmerksamkeit, Hemmung, Reaktionszeit und Arbeitsgedächtnis untersucht wurden. All diese Aspekte können sich auf die schulischen Leistungen und die berufliche Leistungsfähigkeit von Erwachsenen auswirken. Die Forschungsarbeit wurde in der Zeitschrift Neuroscience & Biobehavioral Reviews veröffentlicht.
Prof. Katya Rubia, Department of Child & Adolescent Psychiatry, King’s IoPPN, sagt: „Die Ergebnisse dieser Metaanalyse bieten Möglichkeiten, den Einsatz von Stimulanzien und Nicht-Stimulanzien bei der Behandlung von ADHS weiter zu untersuchen. Die Feststellung, dass sich die kognitiven Funktionen bei langfristiger Behandlung mit Stimulanzien und Nicht-Stimulanzien vergleichsweise verbessern, hat Auswirkungen auf die schulischen und beruflichen Leistungen von Kindern und Erwachsenen“.
Methylphenidat und Atomoxetin
Die Metaanalyse zeige zum ersten Mal, dass anhaltend verabreichtes Methylphenidat und Atomoxetin bei längerer Einnahme eine vergleichbare Wirkung auf die Verbesserung der exekutiven Funktionen bei Menschen mit ADHS haben. Bei beiden Medikamenten war die größte Wirkung bei der Verbesserung der Aufmerksamkeit zu beobachten.
In früheren Metaanalysen wurden die Wirkungen von Einzeldosen untersucht, die jedoch nicht ganz so klinisch bedeutsam sind wie die Wirkungen über einen längeren Zeitraum, der die üblichere Einnahme der Medikamente widerspiegelt. Bisher galten Stimulanzien als die wirksamere Behandlung zur Verbesserung der Kognition, aber diese Studie zeigt, dass die Behandlung mit Nicht-Stimulanzien über einen längeren Zeitraum vergleichbar ist.
Die Metaanalyse von 18 Studien mit 1.667 Probanden zeigte, dass Methylphenidat in allen kognitiven Bereichen mit kleinen bis mittleren Effektstärken (Hedges g von 0,34-0,59) dem Placebo überlegen war. Die Metaanalyse von Atomoxetin umfasste 7 Studien mit 829 Probanden und zeigte keine Auswirkungen auf das Arbeitsgedächtnis, aber überlegene Effekte in den anderen Bereichen mit mittleren bis großen Effektstärken (Hedges g von 0,36-0,64). Die Meta-Regressionsanalyse ergab keine Unterschiede zwischen den Medikamenten in Bezug auf die kognitiven Wirkungen.
© arznei-news.de – Quellenangabe: Neuroscience & Biobehavioral Reviews (2024). DOI: 10.1016/j.neubiorev.2024.105703