Antipsychotika, Neuroleptika: Nebenwirkungen

Die Nebenwirkungen von Neuroleptika / Antipsychotika sind vielfältig und es werden fortlaufend neue entdeckt. Erfahrungen, Erfahrungsberichte zu diesen Medikamenten

Die spezifischen unerwünschten Wirkungen eines bestimmten Psychopharmakon finden Sie in der Liste der Antipsychotika. Auf dieser Seite sind erstmal nur die häufigeren Nebenwirkungen (NW) aufgeführt.

Auch muss man zwischen bei den unerwünschten Wirkungen hinsichtlich alten und den neueren, sogenannten atypischen, Neuroleptika unterscheiden.

Nebenwirkungen körperlicher Art

  • Störung körperlicher Bewegungsabläufe (Frühdyskinesien, Spätdyskinesien),
  • Hormonelle und sexuelle Störungen,
  • Muskel- und Bewegungsstörungen,
  • Schwangerschaftsschäden,
  • Herzrhythmusstörungen,
  • Gewichtszunahme,
  • Diabetes
  • Schwangerschaftsdiabetes
  • Funktionsstörung der Bauchspeicheldrüse,
  • Akathisie,
  • Leber- oder Nierenfunktionsstörungen (Niereninsuffizienz),
  • Körpertemperaturstörungen,
  • Mortalität (Sterblichkeit)
  • und weitere.

Psychische Nebenwirkungen

  • Schläfrigkeit, Sedierung,
  • Depressionen,
  • Antriebslosigkeit,
  • emotionale Verarmung,
  • Verwirrtheit,
  • Einschränkung von Problemlösen und Lernen,
  • und weitere.

BfArM: Risiko venöser Thromboembolien durch Antipsychotika

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, BfArM, fordert zur Erweiterung der Warnhinweise und Hinweise auf Nebenwirkungen bei Antipsychotika (Neuroleptika) auf.

Risiko für Thrombose und erhöhte Mortalität für Demenzpatienten

Die Risiken sind: venöse Thrombosen (Venöse Thromboembolien – VTE), erhöhte Mortalität bei älteren Menschen mit Demenz-Erkrankungen bzw. unerwünschte zerebrovaskuläre Ereignisse.

Die Wirkstoffe

Betroffen sind folgende Wirkstoffe:

Bei den typischen Antipsychotika:
Benperidol, Bromperidol, Chlorprothixen, Flupentixol, Fluphenazin, Fluspirilen, Haloperidol, Levomepromazin, Melperon, Perazin, Perphenazin, Pimozid, Pipamperon, Promethazin, Prothipendyl, Sulpirid, Thioridazin, Zuclopenthixol.

Bei den atypischen Antipsychotika:
Amisulprid, Clozapin, Quetiapin, Sertindol, Tiaprid, Ziprasidon, Zotepin.

Olanzapin-haltige Arzneimittel und Risperidon-haltige Arzneimittel.
© arznei-news.de.de – Quellenangabe: Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), Juli 2011

Off-Label Gebrauch von Antipsychotika verbunden mit ernsten Nebenwirkungen

Vier häufig genutzte Antipsychotika (Neuroleptika): Aripiprazol, Olanzapin, Quetiapin und Risperidon – zeigen Mängel bei Sicherheit und Wirksamkeit im Off-Label Einsatz bei älteren Erwachsenen.

Off-Label Einsatz

Antipsychotika werden bei älteren Erwachsenen oft Off-Label angewendet (also auch bei Krankheiten, für die sie eigentlich nicht zugelassen sind – sie sollten nur bei Schizophrenie und bipolare Störung eingesetzt werden).

Die größte Anzahl der Antipsychotika-Verschreibungen bei älteren Erwachsenen gibt es für Verhaltensstörungen, die mit Demenz einhergehen; manche der Neuroleptika tragen FDA Warnungen auf den Rezeptinformationen für diese Medikamente.

Neuroleptika zeigten Mangel an Sicherheit und Wirksamkeit

In einer Studie von Forschern der medizinischen Fakultät der University of California, San Diego , der Stanford Universität und der Universität von Iowa, und finanziert vom National Institute of Mental Health – zeigten vier der am häufigsten Off-Label verschriebenen Antipsychotika, dass es ihnen an Sicherheit und Wirksamkeit fehlt, wenn sie bei Patienten über 40 eingesetzt werden.

Vier atypische Antipsychotika in der Studie

Die Studie sah sich vier der atypischen Antipsychotika an:

  • Aripiprazol (Abilify),
  • Olanzapin (Zyprexa),
  • Quetiapin (Seroquel), und
  • Risperidon (Risperdal).

Diese wurden bei 332 Patienten über 40 mit diagnostizierter Psychose zusammen mit Schizophrenie, Stimmungsstörungen oder PTBS eingesetzt.

Metabolisches Syndrom und andere Nebenwirkungen

Die Ergebnisse der von Jeste, MD, Professor für Psychiatrie und Neurologie, und Direktor des Stein Institute for Research on Aging am UC San Diego, geführten fünfjährigen Studie, zeigten, dass innerhalb eines Jahres der Behandlung ein Drittel, der für die Studie eingeschriebenen Patienten, ein metabolische Syndrom (medizinische Störungen, die das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes erhöhen können) entwickelten.

Innerhalb von zwei Jahren entwickelte beinahe ein Viertel der Patienten ernste Nebenwirkungen, und fast die Hälfte entwickelten nicht-ernste Nebenwirkungen.

„Wenn diese Medikamente Off-Label verwendet werden, sollten sie in niedrigen Dosierungen und nur für kurze Dauer gegeben werden, und ihre Nebenwirkungen müssen eng überwacht werden“, sagte Jeste.

„Eindeutig gibt es auch eine kritische Notwendigkeit, neue Medikamente zu entwickeln und zu testen, die sicher und wirksam bei älteren Leuten mit psychotischen Störungen eingesetzt werden können“.

© arznei-news.de – Quelle: Journal of Clinical Psychiatry, Nov. 2012

Atypische Antipsychotika und Nebenwirkungen bei Älteren

28.08.2014 Die Verabreichung von atypischen antipsychotischen Medikamenten (Neuroleptika) ist mit einem erhöhten Risiko von akutem Nierenversagen (Niereninsuffizienz) bei älteren Erwachsenen verbunden, laut einer Studie in Annals of Internal Medicine.

Y. Joseph Hwang von der Case Western Reserve University in Cleveland, USA, und Kollegen analysierten Daten von 97.777 Erwachsenen im Alter von 65 Jahren oder älter, die eine neue ambulante Verschreibung für ein orales atypisches Antipsychotikum erhielten. Diese Patienten wurden mit einer Kontrollgruppe verglichen. Die Autoren versuchten das Risiko für akute Niereninsuffizienz und andere ungünstige Ergebnisse bei der Verwendung dieser Medikamente zu beurteilen.

Sie stellten fest, dass das Risiko für eine Einweisung ins Krankenhaus aufgrund akuten Nierenversagens höher bei den untersuchten Personen war, die atypische Neuroleptika einnahmen, verglichen mit denen, die keine schluckten (relatives Risiko – RR: 1,73).

Bei der Analyse der Daten hinsichlich einer Teilmenge der Patienten, für die Informationen über das Kreatinniveau verfügbar war, konnte dieser Zusammenhang ebenfalls beobachtet werden (5.46 vs. 3,34 Prozent).

Der Einsatz von atypischen Antipsychotika war auch mit einem erhöhten Risiko für abnormal niedrigen Blutdruck (RR, 1,91), akuten Harnverhalt (RR, 1,98) und Gesamtsterblichkeit (RR, 2.39) verbunden.

„Die Befunde unterstützen die gegenwärtigen Sicherheitsbedenken hinsichtlich der Verwendung dieser Medikamente bei älteren Erwachsenen“, schreiben die Autoren.

© arznei-news.de – Quelle: Annals of Internal Medicine / Case Western Reserve University, August 2014

Ärzte ignorieren oft Nebenwirkungen von Antipsychotika

Eine neue Studie besagt, dass Ärzte bzw. Psychiater nicht immer wichtige Gesundheitsfaktoren in Betracht ziehen, wenn sie (Psychopharmaka-) Rezepte – insbesondere atypische Neuroleptika – ausstellen.

Die Studie erschien in der August Ausgabe der Zeitschrift Pharmacotherapys.

Die retrospektive Studie über ambulante und stationäre Patientenberichte fand heraus, dass Ärzte selten die Stoffwechsel- oder vaskulären Risikofaktoren einer Person in Betracht zogen, wenn sie neuere atypische antipsychotische Psychopharmaka verordneten.

Gewichtszunahme, Diabetes

Eine der stärkeren und häufigeren Nebenwirkungen dieser Medikamente ist gesteigerte Gewichtszunahme bei Personen, die diese einnehmen. Verbunden mit anderen Faktoren, kann dies für jemanden ein gesteigertes Risiko für die Entwicklung von Diabetes bedeuten.

In dieser Studie wurden die Psychopharmaka Olanzapin (Zyprexa), Risperidon (Risperdal) und Quetiapin (Seroquel) untersucht.

Die Studie prüfte die Krankenblätter von 340 Erwachsenen, die eine klinische Depression mit psychotischen Merkmalen hatten, eine Bipolar I, Bipolar II, eine andere bipolare Störung sonst nicht spezifiziert, oder eine schizoaffektive Störung in 2009 und 2010 zeigten.

Die Forscher, angeführt von Maithri Prabhakar, M.B.B.S. von der Universität von Iowa, stellten fest, dass die meisten Ärzte jeweils nur eine der drei Psychopharmaka für bestimmte psychische Krankheiten verschrieben, wie bei einer Manie (ein übliches Symptom der bipolaren Störung / manischen Depression) oder bei einer Psychose.

Die Ärzte in der Studie verschrieben auch wahrscheinlicher, eine der drei atypischen antipsychotischen Psychopharmaka – Olanzapin (Zyprexa), Risperidon (Risperdal) und Quetiapin (Seroquel) – wenn die Person zuvor für eine Behandlung ins Krankenhaus eingewiesen worden war.

Wenn die Person schon Lithium nahm oder verheiratet war, verschrieben die Ärzte weniger wahrscheinlich ein atypisches antipsychotisches Psychopharmakon.

Stoffwechselprobleme

Jedoch stellten die Forscher fest, dass die Ärzte nicht vaskuläre Risiken / Herzrisiken, oder Stoffwechselrisiken ihrer Patienten in Betracht zogen – zwei Gesundheitsfaktoren, die eine wichtige Rolle bei der zukünftigen Gesundheit für eine Person spielen kann, der atypische antipsychotische Medikamente verschrieben werden.

Vorherige Forschungsergebnisse über diese Klasse der zweiten Generation atypischer antipsychotischer Psychopharmaka zeigen, dass die Personen, die sie nahmen, ein größeres Risiko für Stoffwechselprobleme, Gewichtszunahme und sogar Fettleibigkeit hatten. Diese Faktoren bringen für diese Personen auch ein größeres Risiko für Diabetes.

Bipolare Störung

Bipolare Störung, auch durch ihren älteren Namen „manische Depression“ bekannt, ist eine psychische Störung, die charakterisiert ist, durch sich konstant ändernde Stimmungen. Eine Person mit bipolarer Störung erfährt sich abwechselnd „Hochs“ (was Kliniker „Manie“ nennen) und „Tiefs“ (auch als Depression bekannt). Sowohl die manischen als auch depressiven Perioden können kurz, nur einige Stunden bis zu einigen Tagen, sein oder länger, bis zu mehreren Wochen oder sogar Monaten dauernd.

Bipolare Störung verursacht oft bedeutsame Probleme im Leben einer Person; macht es für eine Person, wenn es unbehandelt bleibt, schwierig, zu arbeiten, eine stabile Beziehung zu führen oder zur Schule zu gehen. Eine wirksame Behandlung schließt oft eine Kombination aus Psychopharmaka und Psychotherapie ein.

Quelle: Pharmacotherapys, Jan. 2012

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