Ketamin-Therapie hat eine rasche kurzfristige Wirkung auf die Verringerung der Symptome von Depressionen und Suizidgedanken
23.12.2021 Im Rahmen einer systematischen Überprüfung unter Leitung der Universität Exeter wurden Nachweise aus 83 veröffentlichten Forschungsarbeiten analysiert. Die stärksten Belege ergaben sich für die Verwendung von Ketamin zur Behandlung von schweren und bipolaren Depressionen.
Schnelle kurzfristige Wirkung bei Suizidgedanken und Depressionen
Die Symptome wurden bereits eine bis vier Stunden nach einer einzigen Behandlung gelindert und hielten bis zu zwei Wochen an. Einige Hinweise deuten darauf hin, dass eine wiederholte Behandlung die Wirkung verlängern kann, doch sind weitere hochwertige Forschungsarbeiten zur Ermittlung des Zeitraums erforderlich.
In ähnlicher Weise führten einzelne oder mehrere Dosen Ketamin zu einer mäßigen bis starken Verringerung der Suizidgedanken. Diese Verbesserung wurde bereits vier Stunden nach der Ketaminbehandlung festgestellt und hielt im Durchschnitt drei Tage bis zu einer Woche an.
Die Hauptautorin der Studie Merve Mollaahmetoglu von der Universität Exeter sagte: Unsere Forschung ist die bisher umfassendste Überprüfung der wachsenden Zahl von Belegen für die therapeutische Wirkung von Ketamin. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Ketamin bei der raschen Linderung von Depressionen und Selbstmordgedanken hilfreich sein kann, wodurch sich ein Zeitfenster für weitere wirksame therapeutische Maßnahmen ergibt. Es ist wichtig zu erwähnen, dass in dieser Studie die Verabreichung von Ketamin in sorgfältig kontrollierten klinischen Umgebungen untersucht wurde, in denen etwaige Risiken von Ketamin sicher beherrscht werden können.
Andere psychische Erkrankungen
Für andere psychiatrische Störungen, darunter Angststörungen, posttraumatische Belastungsstörungen und Zwangsstörungen, gibt es erste Hinweise auf den potenziellen Nutzen einer Ketaminbehandlung. Darüber hinaus führte die Behandlung mit Ketamin bei Personen mit Drogensucht zu einer kurzfristigen Verringerung von Verlangen, Konsum und Entzugssymptomen.
Die im British Journal of Psychiatry Open veröffentlichte Übersichtsarbeit fasst die Erkenntnisse aus einem wachsenden Forschungsbereich über den potenziellen Nutzen von Ketamin bei Erkrankungen zusammen, für die es nur wenige wirksame Behandlungen gibt. In die Untersuchung wurden 33 systematische Übersichten, 29 randomisierte Kontrollstudien und 21 Beobachtungsstudien einbezogen.
Die Wirkung von Ketamin auf depressive Symptome und Suizidgedanken wird durch zahlreiche systematische Übersichten und Metaanalysen gestützt, die einen umfassenden Überblick über die Forschung zu einem bestimmten Thema bieten. Diese gelten im Vergleich zu anderen Arten von Studien als besonders aussagekräftig, was das Vertrauen in die Belege für die antidepressive und antisuizidale Wirkung von Ketamin erhöht.
Die therapeutischen Wirkungen von Ketamin bei anderen psychiatrischen Erkrankungen als Depressionen und Suizidgedanken beruhen jedoch auf einer kleinen Anzahl von Studien, bei denen die Teilnehmer nicht nach dem Zufallsprinzip in verschiedene Behandlungsgruppen eingeteilt wurden. Diese Wirkungen müssen in größeren randomisierten, placebokontrollierten Studien, die als Goldstandard gelten, wiederholt werden.
Einige Fragen zur Ketaminbehandlung noch offen
Die Autoren wiesen auf eine Reihe von Schwierigkeiten im Forschungsbereich hin, die in künftigen Studien angegangen werden sollten. Ein Faktor ist die Verzerrung, die dadurch entsteht, dass die Teilnehmer wissen, dass sie Ketamin und nicht eine Kochsalzlösung erhalten haben.
In der Forschung sind noch einige Fragen offen, darunter die optimale Dosis, die Art der Verabreichung und die Anzahl der Ketaminbehandlungen. Auch der zusätzliche und interaktive Nutzen einer Psychotherapie parallel zur Ketaminbehandlung muss weiter erforscht werden.
Darüber hinaus ist die Bedeutung der akuten subjektiven Wirkungen von Ketamin für seinen therapeutischen Nutzen noch nicht vollständig erforscht worden. Auch die optimale Vorbereitung der Teilnehmer auf die Ketamin-Behandlung und das Setting, in dem die Ketamin-Behandlung durchgeführt wird, bedürfen weiterer Forschung.
© arznei-news.de – Quellenangabe: University of Exeter
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