Progestine (auch Progestagene genannt) sind synthetische Gestagene, Medikamente, die ähnliche Effekte wie Progesteron haben.
News generell zu Gestagenen
- 28.03.2024 Gestagene: Risiko für intrakranielles Meningeom. Längere Einnahme bestimmter Hormonpräparate mit erhöhtem Hirntumorrisiko verbunden
- 23.03.2023 Brustkrebsrisiko bei Gestagen-Kontrazeptiva. Geringfügige Erhöhung des Brustkrebsrisikos bei reinen Gestagen-Verhütungsmitteln
- 25.07.2017 Hormonersatztherapien unterstützen Brustkrebswachstum und -Streuung
Indikation, Anwendung
Die beiden häufigsten Anwendungen von Progestinen sind: die hormonelle Empfängnisverhütung (entweder allein oder mit einem Östrogen), und um endometriale Hyperplasie zu verhindern, die durch Östrogen in der Hormonersatztherapie auftreten kann.
Progestagene werden auch eingesetzt, um sekundäre Amenorrhoe, dysfunktionelle Uterusblutung und Endometriose zu behandeln, und als palliative Behandlung von Endometriumkrebs, Nierenzellkarzinom, Brustkrebs und Prostatakrebs. Hochdosiertes Megestrolacetat wird zur Behandlung von Anorexie und Kachexie eingesetzt.
Liste
- Erste Generation: Genehmigt für die Vermarktung vor 1973. Beispiele: Noretynodrel, Norethisteron (Norethindron), Lynestrenol, Levonorgestrel.
- Zweite Generation: Genehmigt für die Vermarktung zwischen 1973 und 1989. Beispiele: Desogestrel, Nomegestrolacetat, Norgestimat.
- Dritte Generation: Genehmigt für die Vermarktung zwischen 1990 und 2000. Beispiele: Dienogest, Etonogestrel.
- Vierte Generation: Für die Vermarktung nach 2000 zugelassen. Beispiele: Drospirenon, Norelgestromin, Segesteronacetat (Nestoron).
Hormonersatztherapien unterstützen Brustkrebswachstum und -Streuung
25.07.2017 Hormonersatztherapien oder Medikamente (wie Progestagene), die weibliche Hormone enthalten und diejenigen ersetzen sollen, die nicht mehr vom Körper produziert werden, werden oft verschrieben, um die Auswirkungen von Symptomen der Menopause bei Frauen zu verringern.
Die Forschung hat gezeigt, dass Frauen, die Hormonersatzmedikamente einnehmen, eine höhere Inzidenz von Brustkrebs haben. Nun haben Forscher der Universität von Missouri natürliche und synthetische Progestine mit der körpereigenen Produktion von spezialisierten Krebszellen verbunden, die wie Stammzellen beim Menschen wirken. Die Befunde könnten Wissenschaftlern helfen, diese seltenen Zellen ins Visier zu nehmen, die sich bei Brustkrebs vermehren und an anderer Stelle metastasieren, und können Klinikern bei der Entwicklung von Immuntherapien helfen, um die Ausbreitung der Krankheit zu bekämpfen.
In früheren Studien konnten die Wissenschaftler zeigen, dass sowohl natürliche als auch synthetische Gestagene bzw. Progestine die Entwicklung von Brustkrebs beschleunigen und ihre Metastasierung auf Lymphknoten erhöhen können, sagte Salman Hyder vom Dalton Cardiovascular Research Center. „Unser Labor ist bestrebt, die Zellmechanismen zu identifizieren, die zu erhöhten Brustkrebsrisiken führen.“ In jüngster Zeit konzentrierten sich deren Forschungen auf spezielle Zellen – die sogenannten ‚Krebs-Stammzell-ähnlichen Zellen‘, die aggressives Tumorwachstum, Metastasen und Krebswiederauftreten hervorrufen können.
In einer Reihe von Tests benutzte das Team Hormon-responsive humane Brustkrebszellen, um die Effekte von Gestagenen / Progestinen auf die Zellmarker zu untersuchen, die typischerweise bei Brustkrebs gefunden wurden. Sowohl natürliche als auch synthetische Progestine erhöhten die Proteinexpression von CD44 deutlich, ein Molekül, das an Zellproliferation, Zellkommunikation und Migration beteiligt ist. Zusätzlich verursachte die Anwesenheit von Progestagenen, dass diese Komponenten sich wie Krebs-Stammzellen-ähnliche Zellen verhalten.
Diese seltenen Zellen sind eine kleine Population von Zellen, die – wie normale Stammzellen wirken – sich selbst erneuern, identische Kopien von sich selbst erzeugen und sich exponentiell vermehren. Weitere Tests zeigten, dass die seltene Untergruppe der Krebszellen tatsächlich durch Progestin angeregt wurde.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Exposition gegenüber natürlichen und synthetischen Progestinen zur Entwicklung dieser Krebs-Stammzellen-ähnlichen Zellen führt, sagte Hyder. Diese Zellen erhöhen stark die Wahrscheinlichkeit von Resistenz gegen Therapien und das Risiko für Metastasen. Die Ergebnisse deuten auch darauf hin, dass die Kliniker in der Lage sein werden, das progestinabhängige Tumorwachstum durch Immuntherapeutika zu bekämpfen, schlossen die Forscher.
© arznei-news.de – Quelle: University of Missouri-Columbia; Breast Cancer – Targets and Therapy – DOI: https://doi.org/10.2147/BCTT.S135371 , Juli 2017