Venöse Thromboembolie: Hormonelle Kontrazeptiva + Schmerzmittel erhöhen Risiko

Einnahme gängiger Schmerzmittel (NSAID) zusammen mit hormoneller Empfängnisverhütung mit erhöhtem Risiko für Blutgerinnsel verbunden

Venöse Thromboembolie: Hormonelle Kontrazeptiva + Schmerzmittel erhöhen Risiko

07.09.2023 Frauen, die neben der hormonellen Empfängnisverhütung nicht-steroidale entzündungshemmende Schmerzmittel einnehmen, scheinen ein geringfügig erhöhtes Risiko für Blutgerinnsel – sogenannte venöse Thromboembolien (VTE) – zu haben, so das Ergebnis einer großen dänischen im BMJ veröffentlichten Studie.

Das Risiko war größer bei Frauen, die kombinierte orale Kontrazeptiva mit Gestagenen der dritten oder vierten Generation verwendeten – aber geringer bei Frauen, die reine Gestagentabletten, -implantate und -spiralen – sowie die nicht-steroidalen Entzündungshemmer (NSAID) Ibuprofen, Diclofenac und Naproxen verwendeten.

Die Forscher betonen, dass das absolute Risiko für die Entwicklung eines schweren Blutgerinnsels gering ist, selbst bei Frauen, die hormonelle Verhütungsmittel mit hohem Risiko verwenden. Da aber sowohl hormonelle Verhütungsmittel als auch NSAID weit verbreitet sind, sollten die Frauen über diese mögliche Wechselwirkung informiert werden.

NSAID wurden schon früher mit Blutgerinnseln in Verbindung gebracht, aber es ist wenig darüber bekannt, ob die Einnahme von NSAID das Risiko venöser Thromboembolien bei ansonsten gesunden Frauen, die hormonelle Verhütungsmittel verwenden, beeinflusst.

Die Studie

Um dies zu untersuchen, nutzten die Forscher nationale Krankenakten, um die Erstdiagnosen venöser Thromboembolien bei 2 Millionen Frauen im Alter von 15 bis 49 Jahren zu erfassen, die zwischen 1996 und 2017 in Dänemark lebten und nicht Blutgerinnseln, Krebs, Hysterektomie oder Fruchtbarkeitsbehandlungen in ihrer Vorgeschichte aufwiesen.

Die hormonelle Empfängnisverhütung wurde entsprechend ihrer Verbindung mit VTE auf der Grundlage früherer Studien in ein hohes, mittleres und niedriges Risiko unterteilt.

Zu den hormonellen Verhütungsmitteln mit hohem Risiko gehörten kombinierte Östrogen- und Gestagenpflaster, Vaginalringe und Pillen, die entweder 50 mcg Östrogen oder Gestagene der dritten oder vierten Generation enthielten. Zu den Verhütungsmitteln mit mittlerem Risiko zählten alle anderen kombinierten oralen Verhütungsmittel und die Medroxyprogesteron-Spritze, während reine Gestagenpillen, Implantate und Hormonspiralen als risikoarm oder risikolos eingestuft wurden.

Eine Reihe von potenziell einflussreichen Faktoren wie Alter, Bildungsstand, Schwangerschaftsgeschichte, frühere Operationen, Bluthochdruck und Diabetes wurden ebenfalls berücksichtigt.

In der Studie wurden NSAID von 529.704 Frauen verwendet, die hormonell verhüten. Ibuprofen war das am häufigsten verwendete NSAID (60 %), gefolgt von Diclofenac (20 %) und Naproxen (6 %).

Auftreten venöser thromboembolischer Ereignisse

Über einen durchschnittlichen Beobachtungszeitraum von 10 Jahren traten 8.710 venöse thromboembolische Ereignisse auf (2.715 Lungenembolien und 5.995 tiefe Venenthrombosen), und 228 (2,6 %) Frauen starben innerhalb von 30 Tagen nach ihrer Diagnose.

  • In absoluten Zahlen war die Einnahme von NSAID mit vier zusätzlichen venösen thromboembolischen Ereignissen pro Woche pro 100.000 Frauen verbunden, die keine hormonelle Empfängnisverhütung verwendeten,
  • mit 11 zusätzlichen Ereignissen bei Frauen, die hormonelle Empfängnisverhütung mit mittlerem Risiko verwendeten, und
  • mit 23 zusätzlichen Ereignissen bei Frauen, die hormonelle Empfängnisverhütung mit hohem Risiko verwendeten.

Unter den einzelnen NSAID war der Zusammenhang bei Diclofenac im Vergleich zu Ibuprofen und Naproxen am stärksten.

Da es sich um eine Beobachtungsstudie handelt, kann die Ursache nicht festgestellt werden, und die Forscher weisen auf mehrere Einschränkungen hin, wie z. B. fehlende Informationen über Rauchen und Fettleibigkeit, die ihre Ergebnisse beeinflusst haben könnten.

Dennoch handelte es sich um eine große Studie, die auf qualitativ hochwertigen Registerdaten basierte, und die Forscher waren in der Lage, eine breite Palette potenziell einflussreicher Faktoren zu berücksichtigen. Darüber hinaus blieben die Assoziationen auch nach weiteren Analysen bestehen, was darauf hindeutet, dass sie robust sind.

Die Forscher kommen daher zu dem Schluss, dass diese landesweite Studie auf der Grundlage von qualitativ hochwertigen, verknüpfbaren nationalen Registern neue Erkenntnisse über das Risiko eines potenziell tödlichen Ereignisses bei der gleichzeitigen Einnahme von zwei Arzneimittelklassen liefert, die häufig an ansonsten gesunde Frauen verschrieben werden.

Sie fügen hinzu: „Frauen, die sowohl eine hormonelle Verhütung als auch eine regelmäßige Einnahme von NSAID benötigen, sollten entsprechend beraten werden.“

© arznei-news.de – Quellenangabe: BMJ 2023;382:e074450

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