Liraglutid

Liraglutid (NN2211) ist ein langwirksames Analogon des Inkretins GLP-1 und wird bei der Behandlung von Diabetes mellitus II eingesetzt. Hersteller ist Novo Nordisk A/S, die Markennamen sind VictozaSaxenda und Xultophy.

Infos

Indikation / Anwendung / Krankheiten

Einsatz des Medikamentes bei (s. dort bzw. unter den Markennamen):

News zu Liraglutid

Liraglutid erfolgreich bei Übergewicht

Novo Nordisk verkündete, dass Liraglutid in einer klinischen Phase 3a Studie Übergewicht bzw. Fettleibigkeit bei Personen ohne Diabetes reduzierte.

Studie mit Liraglutid 3mg

In der Studie waren übergewichtige oder fettleibige Leute randomisiert einer Liraglutid 3 mg oder einer Placebo Gruppe zugeteilt worden (Verhältnis 2:1). Beide Gruppen machten zusätzlich Diät und Sport. Die Ergebnisse nach 56 Wochen waren vielversprechend.

Chemische Strukturformel

Liraglutid erfolgreich bei Übergewicht

Bei einem durchschnittlichen Ausgangsgewicht von 106 kg und einem BMI von 38 kg/m2, betrug der durchschnittliche Gewichtsverlust nach 56 Wochen bei den mit Liraglutid 3 mg behandelten Personen 8,0%, verglichen mit 2,6% für mit einem Placebo behandelte Teilnehmer.

Gewichtsverlust

Der Anteil der Menschen, die einen Gewichtsverlust von mindestens 5% erreichten, war 64% für Liraglutid und 27% beim Placebo. Der Anteil der Menschen, die einen Gewichtsverlust von mindestens 10% erreichten war 33% bei Liraglutid und 10% bei der Placebobehandlung. Alle Unterschiede zwischen Liraglutid und Placebo waren statistisch bedeutend.

Prädiabetes

Von allen Teilnehmern der Studie hatten 61% Prädiabetes. Nach 56 Wochen zeigten 69% der mit Liraglutid 3 mg behandelten Prädiabetes-Untergruppe keine Zeichen für Prädiabetes, verglichen mit 33% bei der placebobehandelten Gruppe. Von den 39% der Teilnehmer ohne Prädiabetes vor der Aufteilung in Gruppen, entwickelten 7% der Liraglutid 3 mg Teilnehmer Prädiabetes, verglichen mit 21% der Teilnehmer in der Placebogruppe. Beide Unterschiede zwischen Liraglutid und Placebo waren statistisch bedeutsam.

Risikofaktoren durch Übergewicht

Schließlich erfuhren mit Liraglutid 3 mg behandelte Teilnehmer statistisch bedeutende Verbesserungen bei fettleibigkeitsgebundenen Risikofaktoren, inklusive Blutdruck, kardiovaskuläre Risikobiomarker, Lipide und patientenberichteter Lebensqualität, verglichen mit den mit Placebo behandelten Personen.

Toleranz, Nebenwirkungen

In der Studie wurde Liraglutid im Allgemeinen gut toleriert. 72% der Liraglutid-Gruppe erreichten die 56 Wochenmarke, aber nur 64% der Placebo-Gruppe. Die häufigsten Nebenwirkungen waren mit dem gastrointestinalen System verbunden und nahmen im Laufe der Zeit ab.
Quelle: Novo Nordisk, Mai 2013

Liraglutid beeinflusst Belohnungszentrum des Gehirns

10.04.2016 Eine neue Studie konnte zeigen, dass das Diabetes-Medikament Liraglutid zu Gewichtsverlust führt, indem es einen Bereich des Gehirns beeinflusst, der die Aufmerksamkeit steuert und möglicherweise erwünschte Nahrungsmittel weniger belohnend erscheinen lässt.

GLP

In einer Vorstudie untersuchten Olivia Farr und Kollegen vom Beth Israel Deaconess Medical Center und der Harvard Medical School 22 menschliche Gehirn-Gewebeproben auf das Vorhandensein von GLP-1-Rezeptoren: Dies sind Protein-Moleküle, die auf das GLP-Hormon-Signal reagieren. Sie fanden, dass GLP-1 im menschlichen Gehirn exprimiert wird. Sie konnten Belege dafür bei Neuronen im Cortex des Vorderhirns entdecken – ein Areal, das für höhere Gedanken verantwortlich ist.

Injizierbares Liraglutid ist ein Analogon bzw. Nachahmer von Glucagon-ähnliches Peptid (GLP) Hormon im Körper, das Stoffwechsel und Appetit steuert.

Geringere Aktivierung des Belohnungszentrums

Die Forscher führten eine zweite Studie mit 18 Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes durch. Die Teilnehmer erhielten 17 Tage Liraglutid (bis zu 1,8 Milligramm) oder ein Placebo in einer zufälligen Reihenfolge. Nach einem dreiwöchigen „Auswaschen“ ohne Medikamente erhielten die gleichen Teilnehmer 17 Tage die jeweils andere Behandlung. Die Teilnehmer wussten nicht, welche Behandlung sie erhielten.

Am 17. Tag jeder Behandlung wurden die Gehirne der Teilnehmer mit MRT gescannt. Während der Scans betrachteten die Teilnehmer Bilder verschiedener Lebensmittel. Als Reaktion auf sehr begehrte Lebensmittel wie Kuchen, Gebäck und frittierte Nahrungsmittel konnte Liraglutid die belohnende Aktivierungen im Cortex im Vergleich zu Bildern weniger erwünschter Lebensmittel wie Obst, Gemüse und anderer kalorienarmer, fettarmer Lebensmittel reduzieren, berichteten die Forscher.

Diese verringerte Aktivierung bedeutet, dass mit Liraglutid behandelte Teilnehmer höchst erwünschten Nahrungsmitteln weniger Aufmerksamkeit beisteuern und sie als weniger belohnend empfanden als dies normalerweise ohne Liraglutid der Fall sein würde, sagte Farr.
© arznei-news.de – Quelle: The Endocrine Society, April 2016

Blutzuckersenkung bei Patienten, die große Mengen an Insulin nehmen

07.07.2016 Liraglutid, hergestellt von Novo Nordisk, hat mehrere Auswirkungen auf den Körper: Es erhöht die Insulinsekretion; es reduziert den Hunger; und es verringert die Sekretion von Glukagon.

Insulin und Glucagon sind von der Bauchspeicheldrüse produzierte Moleküle, die gegenläufige Effekte haben: Insulin senkt den Blutzuckerspiegel und Glucagon erhöht ihn. Insulin wird von Betazellen in der Bauchspeicheldrüse und Glucagon von Alpha-Zellen in der Bauchspeicheldrüse produziert.

Placebo-Studie

Die in JAMA Internal Medicine veröffentlichte klinische Studie des UT Southwestern Medical Center untersuchte die Wirksamkeit des Medikaments bei Patienten, die hohe Dosen an Insulin einnahmen.

In der neuen Studie wurden 71 Typ-2-Diabetes-Patienten, die täglich große Mengen an Insulin injizieren – in den meisten Fällen vier oder fünf Injektionen pro Tag, begutachtet. Alle Patienten hatten HbA1c-Werte von 7,5 oder höher (das Ziel für Patienten mit Diabetes ist 7 oder darunter). Alle Patienten waren auch übergewichtig.

Die Patienten in der Studie erhielten randomisiert eine tägliche Injektion Placebo oder Liraglutid neben ihrer aktuellen Therapie mit einer hohen Dosis an Insulin.

Verbesserungen bei HbA1c-Wert und Gewicht

Die Ergebnisse der Studie waren deutlich: Der durchschnittliche HbA1c-Wert derjenigen Patienten, die zusätzlich den Wirkstoff nahmen, fiel von 8,9 auf 8, während der langfristige Blutzuckerspiegel in der Placebo-Gruppe unverändert blieb. Im Durchschnitt verloren die Patienten aus der Wirkstoff-Gruppe 4 ½ Pfund, während die Placebo-Gruppe im Durchschnitt etwas an Gewicht zulegten.

„Das ist keine so große Verbesserung, wie wir sie normalerweise bei mit Liraglutid behandelten Patienten sehen, die nicht auf Insulin sind, aber es ist eine enorme Verbesserung in einer Population, die so schwer zu behandeln ist“, sagte Dr. Ildiko Lingvay.

Wirkstoff / Wirkung / Wirkmechanismus / Wirkweise

Die Studie, die Dr. Lingvay entworfen hat, untersuchte auch die Mechanismen der Wirkung des Medikaments auf diese Gruppe von Patienten und die Wirkung auf die zugrundeliegende Erkrankung durch die Messung von Insulin- und Glukagon-Blutspiegel nach einer Mahlzeit.

Das Ergebnis: Die Insulinproduktion stieg.

„Die Ergebnisse waren kontraintuitiv“, sagte Lingvay. „Man hätte erwarten können, dass Patienten mit einer solch langjährigen Krankheit wenig oder keine Rest-Beta-Zellfunktion hätten, und dass die Verbesserungen durch die Suppression des Glucagons geschähen. Doch wir fanden das Gegenteil: Liraglutid übte seine hypoglykämische Wirkung aus, indem es die Insulinsekretion verbesserte.“
© arznei-news.de – Quelle: JAMA Internal Medicine – DOI: 10.1001/jamainternmed.2016.1540, Juli 2016

Kein größeres Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse

14.10.2017 Die Behandlung mit Liraglutid zur Gewichtskontrolle ist nicht mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Ereignisse verbunden laut einer im Fachblatt Diabetes, Obesity and Metabolism veröffentlichten Studie.

Dr. Melanie J. Davies vom Universitätsklinikum Leicester und Kollegen führten eine Posthoc-Analyse mit Daten von 5.908 Teilnehmern in fünf randomisierten, doppelblinden, Placebo-kontrollierten klinischen Studien mit Liraglutid durch, einem Glucagon-ähnlichen Peptid-1-Rezeptoragonisten, der zur Gewichtskontrolle zugelassen ist.

Die Forscher fanden heraus, dass unter Liraglutid (3,0 mg) acht Teilnehmer über kardiovaskuläre Ereignisse berichteten (1,54 Ereignisse/1.000 Personenjahre), verglichen mit 10 Teilnehmern in der Vergleichsgruppe (3,65 Ereignisse/1.000 Personenjahre). Im Vergleich zur Nicht-Liraglutid-Gruppe betrug die Hazard Ratio für die 3,0 mg-Behandlung 0,42 (95 Prozent Konfidenzintervall, 0,17 bis 1,08).

In dieser Analyse war die Liraglutid 3,0 mg Behandlung nicht mit einem übermäßigen kardiovaskulären Risiko verbunden, schreiben die Autoren.
© arznei-news.de – Quelle: Diabetes, Obesity and Metabolism – DOI: 10.1111/dom.13125, Okt. 2017

Verringert Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall

06.12.2018 Real-World-Daten aus einer großen Studie zeigen, dass der Einsatz von Liraglutid mit einem geringeren Risiko für Myokardinfarkt (Herzinfarkt), Schlaganfall oder kardiovaskulären Tod verbunden ist.

Die von Forschern des Karolinska Institutet in Schweden geleitete Studie wurde in The Lancet Diabetes & Endocrinology veröffentlicht.

Die Forscher nutzten mehrere landesweite Register mit Informationen über verschreibungspflichtige Medikamente, Krankheiten und andere Daten von mehr als 46.000 Patienten in Schweden und Dänemark, 2010-2016.

Myokardinfarkt, Schlaganfall oder kardiovaskulärer Tod

Rund 23.000 Patienten, die eine Behandlung mit Liraglutid begannen, wurden mit der gleichen Anzahl von Patienten verglichen, die eine Behandlung mit einem anderen Diabetes-Medikament (DPP4-Inhibitoren) begannen. Das Hauptergebnis der Studie waren wichtige kardiovaskuläre Ereignisse, definiert als Myokardinfarkt, Schlaganfall oder kardiovaskulärer Tod.

Die Rate der großen kardiovaskulären Ereignisse betrug 14,0 pro 1.000 Personenjahre bei Patienten unter Liraglutid und 15,4 pro 1.000 bei Patienten unter DPP4-Inhibitoren – ein statistisch signifikanter Unterschied. Dies entsprach 5 großen kardiovaskulären Ereignissen weniger pro 1.000 Patienten, die 3 Jahre lang beobachtet wurden.

Kardiovaskulärer Tod und alle anderen Todesursachen

Die Verwendung von Liraglutid war auch mit einem reduzierten Risiko für kardiovaskulären Tod und alle anderen Todesursachen verbunden.

In einer Untergruppenanalyse schienen Patienten mit einer Vorgeschichte schwerer Herz-Kreislauf-Erkrankungen am meisten von der Behandlung mit Liraglutid zu profitieren, obwohl dies kein statistisch signifikanter Unterschied im Vergleich zu Patienten ohne diese Vorgeschichte war, schreiben die Studienautoren.
© arznei-news.de – Quellenangabe: The Lancet Diabetes & Endocrinology – https://dx.doi.org/10.1016/S2213-8587(18)30320-6

Liraglutid erhöht das Risiko für Erkrankungen der Gallenblase, Gallenwege

27.08.2019 Es gibt ein erhöhtes Risiko für Erkrankungen der Gallenblase oder Gallenwege bei mit Liraglutid behandelten Patienten mit Typ-2-Diabetes laut einer in Diabetes Care veröffentlichten Studie.

Michael A. Nauck vom St. Josef-Krankenhaus in Bochum und Kollegen randomisierten 9.340 Patienten mit Typ-2-Diabetes mit hohem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf entweder Liraglutid (≤1,8 mg täglich; 4.668 Patienten) oder Placebo (4.672 Patienten). In der Post-hoc-Analyse wurden Ereignisse / Erkrankungen der Gallenblase und Gallenwege bewertet.

Die Forscher beobachteten ein erhöhtes Risiko für akute Gallenblasen- oder Gallenwegserkrankungen unter Liraglutid versus Placebo (Hazard Ratio 1,60). Ähnliche Ergebnisse wurden für jede der vier Kategorien von Gallenblasen- oder biliären Ereignissen (unkomplizierte Gallenblasensteine, komplizierte Gallenblasensteine, Cholezystitis mit / ohne Gallenblasensteine und Gallenobstruktion) beobachtet.

Bei mit Liraglutid behandelten Patienten wurde die Cholezystektomie häufiger durchgeführt (Hazard Ratio 1,56), obwohl die Anteile bei Patienten mit Gallenblasen- oder Gallenwegsereignissen ähnlich waren, unabhängig von der Randomisierung (57 Prozent unter Liraglutid gegenüber 59 Prozent unter Placebo).

Weitere Studien sind erforderlich, um die Zunahme von Gallenblasen- oder Gallenwegserkrankungen und Cholezystektomien unter Liraglutid zu bestätigen und die relevanten Mechanismen zu untersuchen, schreiben die Autoren.
© arznei-news.de – Quellenangabe: Diabetes Care 2019 Aug; dc190415. https://doi.org/10.2337/dc19-0415

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