Betablocker, auch Beta-Rezeptorenblocker, β-Blocker oder Beta-Adrenozeptor-Antagonisten (s.a. Beta-2-Sympathomimetika), genannt, sind Medikamente, die das Herz verlangsamen.
Es gibt zwei Betablocker-Typen.
Selektive Betablocker: wirken nur auf einen der beiden Beta-Rezeptoren.
Nichtselektive Betablocker: wirken auf beide Beta-Rezeptoren.
Infos
- News / Forschung / Studien
- Liste der Betablocker
- Indikation, Einsatz
- Nebenwirkungen
- In / während der Schwangerschaft
- Betablocker bei „steifem Herz“
- Herzinsuffizienz durch Betablocker
- Betablocker bei Leberzirrhose
News zu Betablockern
- 12.11.2024 Betablocker erhöhen Risiko für Depressionen. Kurz- und langfristige Auswirkungen von Betablockern auf Angst- und Depressionssymptome bei Patienten mit Myokardinfarkt und erhaltener linksventrikulärer Funktion
- 03.09.2024 Beeinträchtigen Betablocker Lebensqualität und Wohlbefinden? Auswirkungen von Betablockern auf Lebensqualität und Wohlbefinden bei Patienten mit Myokardinfarkt und erhaltener linksventrikulärer Funktion
- 31.08.2024 Ist eine Betablocker-Langzeittherapie nach Herzinfarkt nötig? Die Studie ABYSS empfiehlt eine Langzeittherapie mit Betablockern nach einem Herzinfarkt, auch wenn keine Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen oder unkontrollierter Bluthochdruck vorliegen
- 25.07.2024 Bei Vorhofflimmern: Digoxin vs Betablocker. Studie bewertete mit Hilfe von Wearables die Herzfrequenzkontrolle durch Digoxin und Betablocker
- 09.04.2024 Betablocker nach Myokardinfarkt und erhaltener Ejektionsfraktion. Studie zeigt, dass die Behandlung von Herzinfarktpatienten mit Betablockern möglicherweise unnötig ist
- 07.09.2023 Betablocker bei Arthrose. Studie untersuchte den Einsatz von Betablockern bei Arthrose und das Risiko einer Kniegelenksprothese
- 04.05.2023 Langzeit-Wirksamkeit von Betablockern nach Herzinfarkt. Betablocker-Behandlung über ein Jahr nach einem Myokardinfarkt nicht mit besseren kardiovaskulären Resultaten verbunden
- 02.03.2023 Können Betablocker psychische Erkrankungen verursachen? Zeiten der Betablocker-Behandlung mit einem geringeren Risiko für psychiatrische Krankenhausaufenthalte und einem erhöhten Risiko für Suizidalität verbunden
- 01.02.2023 Weniger Gewalt durch Betablocker? Zusammenhänge zwischen β-Blockern und psychiatrischen und verhaltensbezogenen Auswirkungen: Eine bevölkerungsbasierte Studie mit 1,4 Millionen Personen in Schweden
- 15.03.2021 Betablocker verursachen wahrscheinlich keine Depression, könnten aber zu Schlafstörungen beitragen
- 11.12.2020 Betablocker zeigen entzündungshemmende Effekte bei fortgeschrittener Lebererkrankung … zum Artikel
- 14.07.2020 Erhöhtes Risiko für Herzinsuffizienz bei Frauen, die β-Blocker einnehmen … zum Artikel
- 24.01.2020 Können Betablocker die Ausbreitung von Krebs verlangsamen? … zum Artikel
- 25.12.2019 Betablocker-Einsatz als Risikofaktor für Krankenhausaufenthalte durch Herzschwäche “Steifes Herz” identifiziert … zum Artikel
- 03.09.2019 Betablocker verringern Sterblichkeit bei Patienten mit Herzinsuffizienz und moderater Niereninsuffizienz
- 04.06.2019 Betablocker reduzieren stressbedingte Herzrhythmusstörungen
- 20.10.2018 β-Blocker im 1. Trimester erhöhen nicht das Risiko für angeborene Fehlbildungen … zum Artikel
- 09.01.2018 Melanom: Pan-Betablocker verstärken Immuntherapie und verlängern das Überleben
- 22.11.2017 Chronische Herzinsuffizienz: Höhere β-Blocker-Dosis mit geringerem Sterblichkeitsrisiko verknüpft
- Betablocker werden zu oft verschrieben
Indikation, Einsatz bei:
Hypertonie, Schilddrüsenüberfunktion, Durchblutungsstörungen am Herzen, Angina Pectoris, Herzinfarkt, Herzinsuffizienz, Leberzirrhose mit Pfortaderhochdruck, Tachykardie, Herzrhythmusstörungen, Tremor, Aktionstremor, Entzugserscheinungen bei Alkoholsucht, Nikotinsucht, Wechseljahresbeschwerden der Frau, Vorbeugung von häufiger Migräne, psychischen Beschwerden.
Mögliche Nebenwirkungen von Betablockern
allergische Hautreaktionen, Müdigkeit, Schlafstörungen, verminderter Tränenfluss, Verdauungsstörungen, schwankende Blutzuckerwerte, vermehrte Atemnot, Potenzstörungen, Durchblutungsstörung von Armen und Beinen, Vasokonstriktion der Hautgefäße, Schwindel-gefühl, Psoriasis, Gewichtszunahme, Reduzierung des Sehvermögens, Libidostörungen und Potenzstörungen.
Betablocker werden zu oft verschrieben
Eine neue Studie sagt, dass viele Patienten von Betablockern nicht profitieren. Diese sind eine der am häufigsten verschriebenen Medikamente gegen Herzkrankheiten.
Betablocker bei Herzkrankheiten
Betablocker verlangsamen das Herz. Sie sind Lebensretter für Leute mit Herzversagen, und andere Patienten, die ein durch Herzinfarkte beschädigtes Herz haben. Dort ist es keine Frage, dass Betablocker nützen.
Aber Ärzte geben Betablocker auch Personen, deren Herz nicht so anfällig ist:
- Personen mit einem hohen Risiko für Herzkrankheiten;
- Personen mit teilweise verstopften Arterien (koronare Herzkrankheit oder KHK), aber die keinen Herzinfarkt hatten;
- Überlebenden eines Herzinfarkts, die mindestens drei Jahre eine Betablocker-Therapie laut Richtlinien der American College of Cardiology und der American Heart Association bekommen sollten.
“In all diesen drei Patienten-Untergruppen gibt es keinen Nutzen, Betablocker zu verwenden”, sagt Sripal Bangalore, MD, Direktor der Gruppe für kardiovaskuläre Ergebnisse der medizinischen Fakultät der NYU.
Die Studie zur Wirksamkeit
Bangalore wertete Krankenblätter von 44.708 Patienten aus, die einen Herzinfarkt hatten, eine KHK ohne Herzinfarkt, oder die ein hohes Risiko für eine Herzkrankheit hatten.
Nach vier Jahren schauten sie ob Patienten, denen Betablocker gegeben worden waren, weniger wahrscheinlich an einer Herzkrankheit gestorben waren oder weniger wahrscheinlich einen Herzinfarkt oder Hirnschlag erlitten.
Nein, die Betablocker hatten darauf keine Auswirkung. Selbst als die Forscher Patienten mit denselben Risikofaktoren für Herzkrankheit verglichen, hatten jene, die Betablocker einnahmen, keine besseren vierjährigen Ergebnisse.
Nebenwirkungen von Betablockern
Betablocker haben stärkere Nebenwirkungen, wie: Durchfall, Magenkrämpfe, Erschöpfung, Depression, Albträume und sexuelle Funktionsstörung.
Eine Studie aus dem Jahr 2006 fand heraus, dass nur noch 45% der Patienten, ein Jahr nach ihrem Herzinfarkt, noch ihre Betablocker nahm.
Quelle: Journal of the American Medical Association, Okt. 2012
Liste
- Acebutolol
- Alprenolol
- Arotinolol
- Atenolol
- Betaxolol
- Bevantolol
- Bisoprolol
- Bopindolol
- Bupranolol
- Butaxamin
- Carteolol
- Carvedilol
- Celiprolol
- Cloranolol
- Epanolol
- Esmolol
- Labetalol
- Landiolol
- Mepindolol
- Metoprolol
- Nadolol
- Nebivolol
- Oxprenolol
- Penbutolol
- Pindolol/Lodopindolol
- Practolol
- Propranolol (Hemangiol)
- S-Atenolol
- Sotalol
- Talinolol
- Tertatolol
- Timolol
Chronische Herzinsuffizienz: Höhere β-Blocker-Dosis mit geringerem Sterblichkeitsrisiko verknüpft
22.11.2017 Eine erhöhte β-blocker Dosis ist mit einem grösseren prognostischen Vorteil bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz und Diabetes als bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz (CHF) aber ohne Diabetes verbunden laut einer in Diabetes Care veröffentlichten Studie.
Dr. Klaus K. Witte von der Universität Leeds und Kollegen untersuchten in einer prospektiven Kohortenstudie den Einfluss von Betablockern und Angiotensin-Converting-Enzym-Inhibitoren (ACEI) auf die Mortalität bei CHF-Patienten mit und ohne Diabetes. Von 2006 bis 2014 wurden 1.797 Patienten mit CHF aufgenommen, und die durchschnittliche Nachbeobachtungszeit betrug vier Jahre.
Die Forscher fanden heraus, dass Patienten mit Diabetes größere Dosen von Betablockern und ACEI im Vergleich zu Patienten ohne Diabetes verschrieben wurden. Eine niedrigere Sterblichkeit wurde mit zunehmender β-Blockerdosis sowohl bei Patienten mit Diabetes (8,9 Prozent pro mg/Tag) als auch ohne Diabetes (3,5 Prozent pro mg/Tag) beobachtet, obwohl der Effekt bei Menschen mit Diabetes größer war (Interaction P = 0,027).
Ähnlich war die Erhöhung der ACEI-Dosis mit einer niedrigeren Mortalität bei Patienten mit Diabetes (5,9 Prozent pro mg/Tag) und ohne Diabetes (5,1 Prozent pro mg/Tag) verbunden, mit einer ähnlichen Effektgröße in den Gruppen (Interaction P = 0,76).
© arznei-news.de – Quelle: Diabetes Care – https://doi.org/10.2337/dc17-1406, Nov. 2017
Melanom: Pan-Betablocker verstärken Immuntherapie und verlängern das Überleben
09.01.2018 Ein häufiges, preiswertes Medikament, das zur Prävention von Herzinfarkten und zur Senkung des Blutdrucks eingesetzt wird, kann auch Melanompatienten helfen laut einer in OncoImmunology veröffentlichten Studie der Penn State Universität.
Dr. Todd Schell und Kollegen stellten fest, dass mit Immuntherapeutika behandelte Melanompatienten bei einer Zusatzbehandlung von bestimmten Betablockern länger als Patienten lebten, die Immuntherapie alleine erhielten. Die Ergebnisse wurden von einer anschließenden Mausstudie bestätigt.
Pan-Betablocker
Die Gruppe von Betablockern, die gegen Melanome wirkungsvoll zu sein schienen, waren Pan-Betablocker (wie z.B. Propranolol), die normalerweise am wenigsten verschrieben werden, sagte Schell.
Die meisten Patienten bekommen entweder selektive Beta-1-Blocker oder nehmen gar keine Betablocker. Das bedeutet, dass es eine große Anzahl von Patienten gibt, die Pan-Beta-Blocker nehmen könnten, während sie mit Immuntherapie behandelt werden.
Metastasierendes Melanom
Die Forscher analysierten die Daten von 195 Patienten mit metastasierendem Melanom, die zwischen 2000 und 2015 mit einer Immuntherapie behandelt wurden, und von denen 62 auch Betablocker einnahmen. Sie verglichen das Überleben zwischen den Patienten, die β1-selektive Betablocker, Pan-Betablocker und keine Betablocker einnahmen.
Während es nur geringe Unterschiede beim Überleben von Patienten gab, die Beta-1-selektive oder keine Betablocker einnahmen, legen die Befunde nahe, dass mit Pan-Betablockern behandelte Patienten signifikant länger lebten als die anderen.
Fünf Jahre nach der Immuntherapie waren etwa 70 Prozent der mit den Pan-Betablockern behandelten Patienten noch am Leben, gegenüber etwa 25 Prozent derjenigen, die Beta-1-selektive oder gar keine Betablocker einnahmen.
© arznei-news.de – Quelle: OncoImmunology – https://doi.org/10.1080/2162402X.2017.1405205, Jan. 2018
Betablocker reduzieren stressbedingte Herzrhythmusstörungen
04.06.2019 Die Einnahme von Betablockern kann die negativen Auswirkungen von Stress und Wut auf Menschen mit Vorhofflimmern oder unregelmäßigem Herzrhythmus in der Vorgeschichte dämpfen, schreiben Forscher der Universität Yale in HeartRhythm.
Die Forscher erfassten bei Patienten mit einer Vorgeschichte von Herzrhythmusstörungen die Emotionen und zeichneten über Handheld-Monitore und Herzüberwachungsgeräte den Herzrhythmus auf. Über einen Zeitraum von einem Jahr wurden Patienten, die Betablocker einnahmen, mit Patienten verglichen, die solche Medikamente nicht einnahmen.
Wut oder Stress konnten zwar Herzrhythmusstörungen auslösen, Betablocker verringerten diese Reaktion jedoch stark.
Bei Patienten, die keine Betablocker einnahmen, erhöhten Stress oder Wut die Wahrscheinlichkeit, eine Herzrhythmusstörungsepisode zu erleiden, schreiben die Autoren.
Während Stress und Wut immer noch einen Einfluss auf Betablocker-einnehmende Teilnehmer hatten, war der Effekt viel geringer. Die Forscher fanden auch heraus, dass bestimmte Arten von Betablockern effektiver waren als andere.
© arznei-news.de – Quellenangabe: HeartRhythm – NHLBI grant# R01 HL073285
Betablocker verringern Sterblichkeit bei Patienten mit Herzinsuffizienz und moderater Niereninsuffizienz
03.09.2019 Betablocker verringern die Mortalität (Sterblichkeit) bei Patienten mit Herzinsuffizienz und reduzierter Ejektionsfraktion (HFrEF) und Sinusrhythmus, auch bei Patienten mit leichter bis mittelschwerer Nierenfunktionsstörung laut einer auf dem ESC-Kongress 2019 präsentierten Studie.
Aus zehn Studien wurden insgesamt 16.740 Patienten mit HFrEF einbezogen. Das mittlere Alter betrug 65 Jahre und 23% waren Frauen. Während einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 1,3 Jahren war die Nierendysfunktion unabhängig mit einer höheren Sterblichkeit verbunden, und die Todesursache war häufiger auf eine fortschreitende Herzinsuffizienz bei Patienten mit einer schwereren Niereninsuffizienz zurückzuführen.
Patienten im Sinusrhythmus
Bei 13.861 Patienten im Sinusrhythmus reduzierten Betablocker die Sterblichkeit signifikant, auch bei Patienten mit moderater oder mittelschwerer Nierenfunktionsstörung. Nach der Anpassung waren Betablocker im Vergleich zu Placebo mit einem um 27% bzw. 29% geringeren Sterberisiko verbunden.
Bei Patienten mit eGFR (geschätzte glomeruläre Filtrationsrate) 30-44 mL/min/1,73m2, dem niedrigsten Bereich, der in großen placebokontrollierten Studien getestet wurde, betrug die absolute Risikoreduktion durch Beta-Blocker für die Gesamtmortalität 4,7%, wobei nur 21 Patienten ein Jahr lang behandelt werden mussten, um ein Leben zu retten.
Patienten mit Niereninsuffizienz
Bei Patienten mit Niereninsuffizienz führten Betablocker zu keiner Verschlechterung der eGFR; es gab keinen Anstieg der Nebenwirkungen im Vergleich zu Placebo und die meisten erreichten in diesen verblindeten Studien angemessene Dosen.
Patienten mit Vorhofflimmern
Bei den 2.879 Patienten mit Vorhofflimmern zu Studienbeginn gab es keine signifikante Reduktion der Mortalität im Zusammenhang mit Betablockern in jeder Kategorie von eGFR – aber auch keine Beeinträchtigungen, schreiben die Studienautoren um Dipak Kotecha von der University of Birmingham.
Die Verschlechterung der Nierenfunktion um 20% oder mehr während der Nachbeobachtung ging einher mit einem Anstieg der Mortalität um 28% insgesamt und einem Anstieg um 46% bei Patienten mit leichter oder mittelschwerer Niereninsuffizienz.
© arznei-news.de – Quellenangabe: ESC-Kongress