Infos
- News: Studien / Forschung; Zulassung zu diesem Thema
- Liste der Wirkstoffe
- Indikation / Anwendung / Krankheiten
- Nebenwirkungen / unerwünschte Wirkungen / Verträglichkeit
- Wechselwirkungen
- Verabreichungsformen
- Wirkstoff / Wirkung / Wirkmechanismus / Wirkweise
- Wirksamkeit (s. bei entsprechenden Krankheiten / Studien)
Indikation / Anwendung / Krankheiten
Einsatz des Medikamentes bei (s. dort):
- Indikation, Anwendung generell
- gegen Bluthochdruck
- bei Depressionen
- gegen Fatigue
- bei Krebs
- Morbus Crohn
- gegen Kopfschmerzen u. Migräne; gegen Schmerzen
- bei Parkinson-Krankheit
- bei Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS)
- gegen Pruritus (Juckreiz)
- bei psychischen Erkrankungen
- gegen Schlafprobleme / Schlaflosigkeit
- gegen die Schmerzen bei Sichelzellkrankheit / Sichelzellanämie
- Medizinisches Cannabis bei Tourette-Syndrom
- bei Zwangsstörungen / Zwangsgedanken
- und weitere s.u. News
News zu Cannabis als Medikament
- 03.10.2024 Alzheimer: Cannabis (Dronabinol) gegen Agitiertheit. Synthetisches THC (Dronabinol) wurde von den Patienten gut vertragen, ohne dass es zu unerwünschten Wirkungen kam, wie sie häufig bei aktuellen Alzheimer-Medikamenten gegen Agitiertheit auftreten
- 20.09.2024 Medizinisches Marihuana: Verbesserung der Lebensqualität. Veränderungen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität während der ersten drei Monate des medizinischen Marihuanakonsums
- 29.07.2024 Pränataler Cannabiskonsum und Schwangerschaftsverlauf bei Müttern. Steht die Einnahme von Cannabis in Zusammenhang mit gesundheitlichen Folgen für die Mutter während der Schwangerschaft?
- 16.02.2024 Cannabis gegen Drogenentzugssymptome. Cannabiskonsum zur Kontrolle des Verlangens nach Stimulanzien bei Personen, die illegale Drogen konsumieren
- 11.01.2024 Zusammenhang zwischen medizinischem Cannabis gegen chronische Schmerzen und abnormalem Herzrhythmus
- 07.09.2023 Medizinisches Cannabis bei Patienten mit chronischen Gesundheitsproblemen mit Verbesserungen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität verbunden
- 06.09.2023 Cannabis kann psychische Symptome psychiatrischer Erkrankungen verstärken aber bei bestimmten Erkrankungen von Nutzen sein
- 22.06.2023 Medizinisches Cannabis: „High“ lindert Krankheitssymptome stärker. Mit medizinischem Cannabis behandelte Patienten, die sich „high“ fühlen, berichten über eine stärkere Linderung der Symptome, aber über mehr negative Nebenwirkungen
- 10.06.2023 Medizinisches Cannabis bei Tourette-Syndrom. Studie untersuchte Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) beim Tourette-Syndrom
- 12.05.2023 Medizinisches Cannabis kann Lebensqualität bei vielen Erkrankungen verbessern. Bei einer Reihe von Erkrankungen wurde eine Verbesserung beobachtet, die meist über einen längeren Zeitraum anhielt
- 03.05.2023 Medizinisches Cannabis kann Krebsschmerzen sicher lindern. Gesamtzahl der eingenommenen Medikamente und Opioide wurde dabei verringert
- 28.02.2023 Nutzen von Cannabis bei Depression und Schlaflosigkeit. Auswirkungen von Cannabis auf Menschen, die unter Depressionen, Schlaflosigkeit, übermäßiger Reizbarkeit, PMS, PTBS und intrusiven (aufdringlichen) Gedanken leiden
- 30.11.2022 Krebs: Keine Linderung durch Cannabidiol-Öl. Randomisierte, placebokontrollierte, dosisskalierende Doppelblindstudie der Phase IIb mit Cannabidiol-Öl zur Linderung von Symptomen bei fortgeschrittenem Krebs (MedCan1-CBD)
- 24.10.2022 Cannabiskonsum verstärkt Schmerzen nach Operationen. Cannabiskonsumenten hatten nach Operationen mehr Schmerzen und benötigten mehr Opioide
- 27.09.2022 Brustkrebs: Können Cannabisöl und Psilocybin helfen? Fallbericht: Der Einsatz von medizinischem Cannabis und Psilocybin als Ergänzung zur Standardtherapie bei der Behandlung von fortgeschrittenem metastasierten Brustkrebs
- 23.08.2022 Medizinisches Cannabis erhöht Risiko für Herzrhythmusstörungen. Kardiovaskuläres Risiko nach einer Cannabinoid-Behandlung bei Patienten mit chronischen Schmerzen
- 06.05.2022 Cannabis / Marihuana gegen Fatigue (Erschöpfung). Die Auswirkungen des Konsums von Cannabisblüten zur Behandlung von Fatigue (Müdigkeit, Erschöpfung)
- 20.03.2022 Wenn medizinisches Marihuana zur Cannabissucht führt. Risiken und Nutzen der Behandlung mit medizinischem Marihuana bei Erwachsenen mit Schmerzen, Schlaflosigkeit oder affektiven Symptomen
- 17.12.2021 Cannabis als Ganzpflanze wirksam und verträglich bei behandlungsresistenter pädiatrischer Epilepsie
- 26.10.2021 Medizinische Cannabisprodukte können Depression, Angst lindern und Lebensqualität verbessern: Antidepressive und anxiolytische Wirkungen des medizinischen Cannabiskonsums in einer Beobachtungsstudie … zum Artikel
- 09.09.2021 Experten sprechen ’schwache‘ Empfehlung für medizinisches Cannabis bei chronischen Schmerzen aus … zum Artikel
- 13.05.2021 Forscher testen medizinisches Marihuana als mögliche Therapie für chronischen Juckreiz
- 02.03.2021 Kann Cannabis bei Migräne zu Rebound-Kopfschmerzen führen?
- 01.03.2021 Mehr als die Hälfte der Menschen, die Cannabis gegen Schmerzen verwenden, berichten über mehrere Entzugssymptome
- 08.02.2021 Medizinisches Cannabis ist mit einer Blutdrucksenkung bei älteren Erwachsenen mit Bluthochdruck verbunden … zum Artikel
- 20.10.2020 Studie: Cannabis verringert die Symptome von Zwangsstörungen kurzfristig um die Hälfte … zum Artikel
- 14.09.2020 Medizinisches Marihuana mit weniger Krankenhausaufenthalten bei Patienten mit Sichelzellkrankheit verbunden … zum Artikel
- 20.07.2020 Studie untersuchte Potenzial von Cannabis zur Linderung von Schmerzen bei Sichelzellkrankheit / Sichelzellanämie … zum Artikel
- 03.07.2020 Studie: Cannabis bietet sofortige Linderung der Symptome einer Depression … zum Artikel
- 10.06.2020 Studie zeigt, dass Cannabis (nur) vorübergehend PTBS-Symptome lindert … zum Artikel
- 10.06.2020 Sind Wirksamkeit und Sicherheit von Cannabis bei Parkinson-Krankheit ausreichend untersucht? … zum Artikel
- 03.03.2020 Medikamente helfen Cannabisabhängigen möglicherweise nicht
- 02.03.2020 Wechselwirkungen von Medikamenten mit Cannabinoiden: 5 Dinge, die man wissen sollte … zum Artikel
- 21.01.2020 Cannabinoide gegen krebsbedingte Schmerzen bei Erwachsenen: systematischer Überblick und Metaanalyse … zum Artikel
- 21.01.2020 Studie untersuchte Einsatz von medizinischem Cannabis bei älteren Erwachsenen mit chronischen Schmerzen und Insomnie (Schlaflosigkeit) … zum Artikel
- 25.11.2019 Kurz- und Langzeitwirkungen von Cannabis auf Kopfschmerzen und Migräne
- 30.10.2019 Belege für den Nutzen von Cannabinoiden zur Behandlung psychischer Störungen fehlen … zum Artikel
- 15.09.2019 Systematische Überprüfung untersuchte den Nutzen von Cannabis bei der Behandlung von posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS)
- 22.10.2018 Medizinisches Cannabis verbessert die Symptome von Morbus Crohn; kein Einfluss auf die Darmentzündung … zum Artikel
- 19.09.2018 Cannabinoid-Medikamente machen die Schmerzen „weniger unangenehm, erträglicher“ … zum Artikel
- 11.09.2018 Studien: Wirksam bei der Behandlung vieler Beschwerden
- 15.08.2018 Marihuana kann die Lebensqualität bei Kopf- und Halskrebs verbessern
- 22.04.2018 Medizinisches Cannabis nicht empfohlen für Schlafapnoe
- 20.04.2018 Effekte von Cannabis auf psychische Probleme, Erkrankungen
- 20.11.2016 Cannabis hilfreich gegen Drogenabhängigkeit und psychische Störungen?
- 27.06.2012 Einer von zehn Fibromyalgie-Patienten nimmt Cannabis, Cannabinoide, um Schmerz zu lindern … zum Artikel
- Feb. 2011 Appetitsteigerung bei Krebspatienten durch THC festgestellt
Cannabis kann psychische Symptome psychiatrischer Erkrankungen verstärken aber bei bestimmten Erkrankungen von Nutzen sein
06.09.2023 Cannabis sollte in der Jugend und im frühen Erwachsenenalter sowie bei Menschen mit einem Risiko für psychische Erkrankungen vermieden werden, so eine in The BMJ veröffentlichte Übersichtsarbeit.
Dr. Marco Salmi von der Universität Ottawa in Ontario, Kanada, und Kollegen führten eine übergreifende Überprüfung von Metaanalysen durch, um die Zuverlässigkeit und Sicherheit von Zusammenhängen zwischen Cannabis, Cannabinoiden und Medikamenten auf Cannabisbasis und der körperlichen / psychischen Gesundheit zu bewerten. Insgesamt wurden 101 systematische Übersichten mit Metaanalysen von Beobachtungsstudien und randomisierten kontrollierten Studien einbezogen.
- Die Forscher stellten fest, dass auf der Grundlage randomisierter kontrollierter Studien (hohe bis mäßige Sicherheit) cannabisbasierte Arzneimittel bei Menschen mit gemischten Erkrankungen unerwünschte Ereignisse im Zusammenhang mit dem zentralen Nervensystem (äquivalentes Odds Ratio: 2,84), psychologischen Auswirkungen (3,07) und dem Sehvermögen (3,00) verstärkten (Grading of Recommendations, Assessment, Development and Evaluations [GRADE], hoch) und Übelkeit/Erbrechen, Schmerzen und Spastizität verbesserten, aber unter anderem psychiatrische, gastrointestinale unerwünschte Ereignisse und Schläfrigkeit erhöhten (GRADE, mäßig).
- In der Gesamtpopulation verschlechterte Cannabis positive Psychosesymptome (äquivalentes Odds Ratio: 5,21) und die psychiatrischen Gesamtsymptome (7,49; GRADE, hoch) sowie negative psychotische Symptome und Kognition (GRADE, mäßig).
- Bei Menschen mit Epilepsie verringerte Cannabidiol die Anfälle und verbesserte die Lebensqualität, hatte aber auch Nebenwirkungen.
- Cannabinoide verbesserten die Schlafstörungen bei Krebspatienten, bergen jedoch ein Risiko für gastrointestinale unerwünschte Wirkungen.
- Schädliche Wirkungen wurden bei schwangeren Frauen/Neugeborenen und Autofahrern beobachtet.
- Bei gesunden Menschen verbesserten Cannabinoide die Schmerzsymptome, beeinträchtigten jedoch die kognitiven Fähigkeiten.
- Medikamente auf Cannabisbasis waren bei Menschen mit Multipler Sklerose, chronischen Schmerzen und entzündlichen Darmerkrankungen sowie in der Palliativmedizin wirksam, bergen jedoch ein Risiko für unerwünschte Ereignisse.
„Überzeugende oder konvergierende Belege sprechen dafür, Cannabis in der Jugend und im frühen Erwachsenenalter, bei Menschen, die zu psychischen Störungen neigen oder solche haben, in der Schwangerschaft und vor und während des Autofahrens zu meiden“, schreiben die Autoren.
© arznei-news.de – Quellenangabe: BMJ 2023;382:e072348
Medizinisches Cannabis oder medizinisches Marihuana sind Cannabis und Cannabinoide, die von Ärzten an deren Patienten verabreicht werden. Die Medikamente enthalten meist isolierte Wirkstoffe.
Indikation, Anwendung
Einige Hinweise deuten darauf hin, dass Marihuana Übelkeit und Erbrechen während der Chemotherapie reduzieren, den Appetit bei Menschen mit HIV/AIDS verbessern und chronische Schmerzen und Muskelkrämpfe reduzieren kann.
Nabiximols, Nabilon, Cannabidiol (CBD) und Dronabinol sind in einigen Ländern bei einer Reihe von Indikationen (als Begleittherapie) zugelassen: Epilepsie, Multiple Sklerose, Neuropathische Schmerzen, Krebsschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, HIV/AIDS bzw. im experimentellen Stadium oder Zulassungsverfahren wie: Dravet-Syndrom, Tuberöse Sklerose, Lennox-Gastaut-Syndrom, Hirntumor, Glioblastom.
Nebenwirkungen
Es gibt nicht genügend Daten, um aussagekräftige Rückschlüsse auf die Sicherheit von medizinischem Cannabis zu ziehen. Normalerweise sind unerwünschte Wirkungen des medizinischen Cannabiskonsums nicht gravierend.
Die kurzfristige Anwendung erhöht das Risiko kleinerer und größerer Nebenwirkungen. Häufige Nebenwirkungen sind Schwindel, Müdigkeit, Erbrechen und Halluzinationen. Die langfristigen Auswirkungen von medizinischen Cannabisprodukten sind unklar.
Es werden auch Übelkeit, erhöhter Puls, Blutdrucksenkung, Mundtrockenheit, Kopfschmerzen, gerötete Augen, Atemprobleme und psychische Probleme genannt.
Zu den Bedenken gehören Gedächtnis- und Kognitionsprobleme, Suchtgefahr, Schizophrenie bei Jugendlichen und die Gefahr, dass Kinder sie versehentlich einnehmen.
Liste der Wirkstoffe und Handelsnamen
Verabreichungsformen
Medizinisches Cannabis kann über eine Reihe von Verabreichungsformen verordnet werden, einschließlich Kapseln, Lutschtabletten, Tinkturen, dermale Pflaster, orale oder dermale Sprays, Cannabis-Esswaren und Verdampfen oder Rauchen getrockneter Knospen.
Synthetische Cannabinoide wie Dronabinol und Nabilon sind in einigen Ländern verschreibungspflichtig.
Studien: Wirksam bei der Behandlung vieler Beschwerden
11.09.2018 Zwei kürzlich in den Fachzeitschriften Frontiers in Pharmacology und Medicines veröffentlichte Studien stellten fest, dass medizinisches Cannabis eine sofortige Symptomlinderung bei Dutzenden von Krankheitssymptomen mit relativ geringen negativen Nebenwirkungen bietet.
Wirksamkeit
In der ersten Studie wurde bei 27 verschiedenen Beschwerden (z.B. Krampfanfälle, Depressionen) von den Marihuana- bzw. Cannabis-Benutzern eine durchschnittliche Symptomreduktion von fast 4 Punkten auf einer Skala von 1-10 nach dem Konsum von Cannabis in seinen verschiedenen Produktformen, von Konzentraten bis hin zu topischen Produkten, berichtet.
Die zweite Studie konzentrierte sich speziell auf die Verwendung von rohen natürlichen Marihuanablüten oder „Knospen“ zur Behandlung von Schlaflosigkeit mit ähnlichen Wirkungsgraden, die je nach Eigenschaften der Blume und Verbrennungsmethoden variierten.
Mehr als 94 Prozent der Cannabiskonsumenten berichteten über eine Abnahme der Symptomintensität nach selbstverabreichtem Cannabiskonsum bei den verschiedenen erfassten Krankheitsbeschwerden. Dies kann die Fähigkeit der Phytocannabinoide der Pflanze widerspiegeln, das menschliche Endocannabinoidsystem zu beeinflussen, das sowohl die psychische und körperliche Gesundheit als auch das Verhalten reguliert, schreiben die Wissenschaftler.
Wirkung / Wirkmechanismus / Wirkweise: Endocannabinoidmangel-Theorie
Nach der Endocannabinoidmangel-Theorie resultieren viele psychische und physische Erkrankungen aus der Dysregulation des körpereigenen Endocannabinoid-Systems (ECS), das oft als Meisterwerk chemischer Signale beschrieben wird, die die physische und psychische Homöostase oder biologische Systemeffizienz fördern.
Das ECS besteht aus natürlichen Liganden (z.B. Anandamid und 2-AG) und Rezeptoren (CB1 und CB2), die eine wichtige Rolle bei der effizienten Regulation eines grundlegenden Körpersystems zu spielen scheinen, einschließlich Schlaf, Ernährung (z.B. Darmpermeabilität und Adipogenese), Libido und Fruchtbarkeit, Schmerzwahrnehmung, Motivation, Glück, Angst, Lernen und Gedächtnis, soziale Funktionen, Autoimmunreaktionen, zelluläre Redox und Krebspathophysiologie.
Eher leichte Nebenwirkungen
Neben dem therapeutischen Nutzen zeigten diese Studien auch, dass der Cannabiskonsum mit häufigen und zahlreichen, aber meist nicht schwerwiegenden Nebenwirkungen verbunden ist.
Positive und kontextspezifische Nebenwirkungen wurden von den Anwendern weitaus häufiger berichtet als negative Nebenwirkungen, wobei die häufigsten Nebenwirkungen positiv (entspannt, friedlich, wohlig) und die seltensten negativ (paranoid, verwirrt, Kopfschmerzen) waren.
Letztlich könnte Cannabis einen festen Platz in unserem modernen Repertoire an Medikamentenoptionen finden, wenn es die Beschwerden der Nutzer effektiver und sicherer behandeln kann als herkömmliche Arzneimittel, schreiben die Studienautoren.
© arznei-news.de – Quellenangabe: Frontiers in Pharmacology (2018). DOI: 10.3389/fphar.2018.00916; Medicines (2018). DOI: 10.3390/medicines5030075